Effizient finanzieren: Kapitalkosten im Griff!
Finde passgenaue Fördermittel & Zuschüsse
Als Kapitalkosten im Finanzplan gelten sämtliche Kosten, die im Zuge unternehmerischer Investitionen aufgewendet werden. In der Praxis besteht jedoch ein wichtiger Unterschied zwischen „echten“ Kapitalkosten, die tatsächlich aus dem Unternehmen abfließen und „internen“ Kapitalkosten, deren Investitionswert direkt dem Unternehmen zugute kommen:
Kapitalkosten: Eigenkapital vs. Fremdkapital
- Eigenkapitalkosten: Interne Kosten (z.B. Personalkosten; Rendite für Beteiligungen)
- Fremdkapitalkosten: Externe Kosten (z.B. laufende Zinsen)
Der Unterschied zwischen Eigenkapitalkosten, die im Unternehmen verbleiben, und Fremdkapitalkosten, die zusätzlich erwirtschaftet werden müssen, ist entscheidend für mehr Kosteneffizienz.
Kapitalkosten optimieren, aber nicht an der falschen Stelle
Beliebte Stellschraube für die Optimierung von Kapitalkosten ist die Personalplanung in kleinen Unternehmen. Arbeitgeber, die durch niedrige Lohnkosten mehr Kosteneffizienz zu erreichen suchen, scheitern jedoch regelmäßig. Motivierte Mitarbeiter sind dein wichtigstes Unternehmenskapital. Wer keine anständigen Löhne zahlt, muss sich nicht wundern, wenn unternehmerisches Wachstum keine tragfähige Stufe erreicht, sondern durch personelle Zu- und Abflüsse torpediert wird.
Kosteneffizient arbeiten: 5 echte Optimierungschancen
Willst du nachhaltig wachsen, gilt es die echten Kapitalkosten im Unternehmen zu definieren und auf ihr Optimierungspotenzial zu prüfen. Folgende Möglichkeiten stehen dir zur Verfügung:
1. Überbestände minimieren
Eine schlanke Logistik trägt dazu bei, dass Betriebe kosteneffizient wirtschaften und Kapitalkosten niedrig halten. Umgekehrt führt ein übervolles Lager dazu, dass sich die Gewinnspanne reduziert, da Mittel gebunden bleiben.
Hier hilft ein regelmäßiger Blick auf deine Angebotsstruktur und ihren tatsächlichen Nachfragewert. Evaluiere deine Best-Seller und sortiere Low-Performance-Produkte aus. Denke gleichzeitig nach vorn und nutze digitale Prognosemodelle auf der Basis von KI für das Erreichen einer im besten Falle Just-in-time Produktion.
Tipp: Auf dem Partner-Portal von UNTERNEHMENSWELT finden Mitglieder attraktive Angebote für schlanke Prozesse.
2. Fremdkapital dem Zinsniveau anpassen
Klassische Fremdkapitalkosten für die Inanspruchnahme von Betriebsdarlehen können ebenfalls schlank gehalten werden. Hier stellst du selbst die Weichen für deine Außenwahrnehmung, welche sich unmittelbar in den Kapitalkosten, in diesem Fall dein Zinsniveau, niederschlägt.
KfW-Businessplan
Ein solider Businessplan und dein Verhandlungsgeschick entscheiden darüber, welche Konditionen Banken bei der Kreditentscheidung zugrunde legen und wie hoch deine Fremdkapitalkosten während der Laufzeit ausfallen.
Zinsbindungsdauer geschickt verhandeln
Wichtigster Hebel für mehr Kosteneffizienz ist die Zinsbindungsdauer. Der bei Abschluss von Betriebsdarlehen vereinbarte Festzins gilt häufig nicht für die gesamte Kreditlaufzeit. Unternehmer müssen deshalb bei Kreditabschluss unbedingt auf das aktuelle Zinsniveau achten und in Abhängigkeit davon die Zinsbindungsdauer verhandeln.
Als Faustregel gilt:
- Günstige Zinslage bei Abschluss: Zinsbindung möglichst lange aufrechterhalten
- Ungünstige Zinslage bei Abschluss: Zinsbindung möglichst kurz halten
Bonität verbessern
Um zu wissen, was niedrige Zinsen im Vergleich zur optionalen Steigerung tatsächlich sind, ist es wichtig, externe Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Die Corona-Krise und ihre wirtschaftlichen Verwerfungen (Anstieg der Insolvenzen) sind ein prägnantes Beispiel für bereits erfolgte Anpassungen im Bankenrating bei der Kreditvergabe.
Weitere entscheidende Faktoren, die das Rating beeinflussen, umfassen:
- die Bonität deines Unternehmens,
- die Eigenkapitalquote,
- das Liquiditätsmanagement sowie
- die Stabilität des Geschäftsmodells in Krisenzeiten.
3. Eigenkapitaldecke erhöhen
Das „einfachste“ Mittel zur Senkung deiner Kapitalkosten ist nach wie vor die Sicherstellung von möglichst viel Eigenkapital, um die Notwendigkeit von Fremdkapitalfinanzierungen möglichst gering zu halten.
a. Mehr Eigenkapital durch Leasing
Im Betriebsalltag sind Gewinnrücklagen oder Leasing von Betriebsmitteln typische Methoden der Eigenkapitalfreisetzung – allerdings mit begrenzter Wirkung. Für kleine Betriebe, die deutlich mehr Kapital für Investitionen benötigen, reicht dieser Hebel nicht aus, um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.
b. stille Beteiligungen
Hier kann eine Finanzierung mit Mezzaninkapital der Lösungsfinder sein. Dabei handelt es sich um eine Mischform aus Fremd- und Eigenkapital. Mikromezzanine-Kapital verfügt demnach sowohl über Eigenschaften, die typischerweise Formen von Fremdkapital (Kredite; Darlehen) auszeichnen, als auch über klassische Eigenschaften des Eigenkapitals (z.B. Aspekt der Stimmberechtigung).
Welche Vorteile hat Mikromezzaninkapital?
Eine Mezzanine-Finanzierung ist besonders geeignet für bilanzschonende Wachstums- bzw. Expansionsfinanzierungen, die deine Bonität und Kreditwürdigkeit sogar noch erhöhen können. Alle Unternehmen am Beginn ihrer Aufbauphase, aber auch kleine innovative bzw. Wachstumsunternehmen sind aufgefordert, Mikromezzaninkapital über den Mikromezzaninfonds Deutschland oder aber über regionale Beteiligungsgesellschaften und Investoren-Vereinigungen zu beantragen.
4. Forderungsmanagement optimieren
Im täglichen Geschäftsbetrieb haben einige Unternehmen zudem die Möglichkeit ihr Forderungsmanagement zu optimieren, um Kapitalkosten möglichst gering zu halten. Insbesondere Handwerksbetriebe oder Dienstleister, die höhervolumige Aufträge am Kunden realisieren, profitieren vom Mittel der Anzahlung als Königsklasse aller Fremdfinanzierungen. Kunden zahlen bereits vor Auslieferung oder Auftragsbeginn einen Teil der Kosten, allerdings ohne dass hierfür eine zinswertige Forderung fällig würde.
5. Vertrauensbildende Maßnahmen
Wie erfolgreich einige der vorgenannten Optionen zur Senkung deiner Kapitalkosten tatsächlich sind, steht und fällt mit nur einer kritischen Komponente: Vertrauen!
Das Vertrauen in dich und deine Unternehmensführung entscheidet maßgeblich darüber, wie hoch z.B. die Fremdkapitalkosten durch Zinsaufwendungen bei der Kreditvergabe ausfallen.
Um das Vertrauen von Banken und externen Kapitalgebern in deine Kreditwürdigkeit sicherzustellen und ein möglichst niedriges Zinsniveau zu erzielen, solltest du auf folgende Faktoren besonders achten:
- Solide, wenig risikoreiche Unternehmensführung
- Zufriedenstellung aller Stakeholder
- Saubere Bilanzierungen
- Tragfähiger Finanzplan mit realistisch kalkulierten Investitionen
Die Sparkassen-Finanzgruppe hat 2024 die Bilanzen von rund 300.000 Firmenkunden analysiert. Das Ergebnis:
Die meisten mittelständischen Unternehmen könnten investieren, zögern jedoch – und das aus einem zentralen Grund.
– S-Mittelstands-Fitnessindex (nicht barrierefrei)
Zwar ist die Finanzlage stabil, mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote von 37 %, dennoch herrsche große Zurückhaltung bei Investitionen. Viele Unternehmen zögerten aufgrund von Unsicherheiten bei politischen Entscheidungen und schwankenden Rahmenbedingungen, in neue Technologien und Prozesse zu investieren.
Was sind die Probleme der Kleinunternehmen?
Ein zentrales Problem für viele kleine Unternehmen ist der mangelnde Zugang zu verlässlicher Infrastruktur und die zunehmende Belastung durch Bürokratie. Zudem erschweren hohe Energiekosten und unsichere politische Entscheidungen langfristige Planungen und Investitionen. Diese Unsicherheit führt zu einer stagnierenden Investitionsbereitschaft, obwohl viele Unternehmen über die finanziellen Mittel verfügen.
Was wünschen sich Unternehmen von der Bundesregierung?
Die befragten Unternehmen fordern von der Bundesregierung vor allem mehr Freiräume und weniger Bürokratie. Steuererleichterungen, eine effizientere digitale Verwaltung und eine verlässliche, bezahlbare Energieversorgung stehen ganz oben auf der Wunschliste. Zudem sehen sie den Bedarf nach stärkeren Anreizen für Investitionen in innovative Technologien und nachhaltige Prozesse, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Eine gründliche Vorbereitung ist der Schlüssel, um eine Finanzierung, einen Fördermittelantrag oder einen Pitch vor einem privaten Kapitalgeber erfolgreich zu meistern. Indem du die folgenden Punkte berücksichtigst, erhöhst du deine Chancen, dass dein Vorhaben gefördert wird:
- Präzisiere deine Finanzierungsstrategie: Definiere klar, wofür du Kapital brauchst und ob Eigen- oder Fremdkapital die beste Option ist.
- Vermeide Fachjargon: Halte deinen Pitch einfach und verständlich – Investoren erwarten klare und präzise Informationen.
- Recherchiere Kapitalgeber: Kenne deine Investoren gut, um deren Interessen mit deinem Geschäftsmodell zu verbinden und eine Win-Win-Situation zu schaffen.
- Nutze Netzwerke: Kapitalgeber mit Branchenwissen bieten neben Geld auch strategische Unterstützung.
- Bereite dich auf Rückfragen vor: Zeige im Bankgespräch, wie du Herausforderungen gemeistert hast – Ehrlichkeit und Transparenz sind entscheidend.
- Präsentiere eine langfristige Vision: Investoren suchen nachhaltige Wachstumsstrategien mit klarer Rendite.
- Zeige finanzielle Robustheit: Hebe stabile Finanzen und effizientes Kostenmanagement hervor, um Vertrauen in deine Planung zu stärken.
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