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Crowdfunding ohne Ende - Indiegogo und "Forever Funding"

Bisher endeten Crowdfunding-Kampagnen bei Verstreichen der vorher festgelegten Zeit oder beim Erreichen des Fundinglimits. Indiegogo testet nun mit einigen ausgewählten Projekten eine neue Funktion, bei der Kampagnen ohne festgelegtes Ziel und Ende möglich sind. Neben neuen Möglichkeiten, die Crowdfunding für Projekte mit dauerhaftem Finanzierungsbedarf attraktiv machen könnten, bieten sich vor allem für das Marketing neue Optionen.

Die US-amerikanische Crowdfunding-Plattform Indiegogo testet derzeit eine neue Funktion. "Forever Funding" soll es möglich machen Kampagnen ohne automatisches Ende bei Erreichen des Fundinglimits weiterlaufen zu lassen. Der übliche Verlauf einer Crowdfunding-Kampagne war bisher, dass sie an einem vorher festgelegten Datum oder bei Erreichen des Fundinglimits endet. Wird die vorher festgelegte Summe an Kapital erreicht oder läuft die gesetzte Frist aus, ohne dass die Summe erreicht werden konnte, enden auch die Möglichkeiten der Plattform als Marketinginstrument im weiteren Verlauf der Produktentwicklung.

Hier wurde bei Indigogo Bedarf an einer Änderung angemeldet, auf den die Plattform mit dem neuen Angebot reagiert. In einem Blogbeitrag auf Indiegogo wurde das neue Projekt angekündigt. Ausgewählte Nutzer, die in der Vergangenheit bereits erfolreiche Kampagnen auf Indiegogo beendet haben, können die Funktion nun für einige Monate testen.

Diese Option birgt vor allem in Hinsicht auf Marketing Potential. Der Vorteil, der sich aus der prinzipiell unendlichen Fortsetzung des Crowdfundings ergibt, ist, dass man die über die Crowdfunding-Kampgane erreichte Zielgruppe weiter auf dem gleichen Kanal ansprechen kann. Gerade in Hinsicht auf Suchmaschinenoptimierung kann man die einmal erreichte Aufmerksamkeit mitnehmen und ausbauen, da einmal generierte Links erhalten bleiben.

Marketingaktivitäten könnten also auf einer Plattform gebündelt werden, da sich die generierten Daten in Google Analytics integrieren lassen.

Durch die unbegrenzten Laufzeiten von Kampagnen, könnte auch eine breitere Anwendung von Crowdfunding als Finanzierung möglich werden. Projekte, bei denen sich kontinuierlich erneuter Finanzierungsbedarf in Form von Wartungs- und Instandhaltungskosten ergibt, könnten diesen nun über die Crowd decken.

Doch wie bei allen geschaffenen Dingen, birgt die Ausdehnung des Prinzips in die Unendlichkeit Gefahren. Betrüger könnten die fehlende Deadline nutzen, ohne konkrete Gegenleistungen Geld einzusammeln. Da der Fortsetzung des Betrugs kein Ende gesetzt ist, könnte sich dessen Möglichkeit wesentlich erleichtern, so dass es eine der größeren Herausforderungen für Indiegogo sein dürfte, derlei Treiben von vornherein zu unterbinden und die Zulassung für Projekte stärker zu kontrollieren.

Schon in der Vergangenheit waren Kampagnen unter Vorspiegelung falscher Versprechen auf Indiegogo erfolgreich gewesen, wie erst dieses Jahr eine Million Dollar für ein Gerät, das nicht funktioniert, eingesammelt wurden. Der Schutz der Investoren sollte hier noch verbessert werden.

Die neue Funktion könnte, falls sie sich erfolgreich zeigt, Indiegogo ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem bekannteren Konkurrenten Kickstarter verschaffen. Die Öffnung und Diversifikation der ursprünglichen Geschäftsidee dürfte wohl aber auch dadurch begründet sein, dass damit neue Einahmequellen für Indiegogo erschlossen werden. Da Indiegogo in seiner Ankündigung im Einzelnen nicht auf erhobene Gebühren eingeht, ist es möglich, dass die für die Plattform üblichen 4% der finanzierten Summe anfallen werden. Sollte der Test erfolgreich verlaufen, ist deshalb durchaus vorstellbar, dass andere Plattformen, das Modell nachahmen.

Über den Autor

Stephan Leistner