Coworking
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Werkstudenten, Kleinunternehmer, Freiberufler, Start-Up-Gründer und der allgemeine Wunsch nach mehr Mobilität am Arbeitsplatz

Fast 15 Jahre sind vergangen, seitdem der Begriff Coworking 2005 in San Francisco von Brad Neuberg zuerst geprägt wurde. Dem dortigen initialen Spiral Muse Coworking Space innerhalb eines Kunst- und Kulturzentrums sollen laut Statista geschätzt im Jahr 2020 mehr als 26.000 Coworking Spaces folgen. Der klassische Freelancer und Entrepreneur aus dem kreativen Start-Up-Umfeld ist zwar nach wie vor Hauptklientel. Prinzipiell hat sich aus dem Trend flexibler Arbeitszeiten mit Homeoffice-Modulen mittlerweile jedoch ein Arbeits- und Geschäftsmodell innerhalb breiter Wirtschaftszweige entwickelt. Dieses Bedürfnis bedienen Coworking Spaces mittlerweile weltweit mit unterschiedlich buchbaren Mietoptionen.
Neben den wichtigsten Stationen von der Ursprungsidee bis hin zu aktuellen Konzepten, zeigen wir Vor- und Nachteile von Coworking als Arbeitsform auf und verfolgen Trends einer rund um den Globus agilen Bewegung.
Coworking von den Anfängen bis zum Expansionsboom in den Jahren 2005 bis 2008
Gab es bereits in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts Coworking-ähnliche Strukturen wie das c-base in Berlin oder das 42West24 in New York, so wurde der Begriff Coworking tatsächlich erst von Brad Neuberg 2005 für das Spiral Muse in San Francisco geprägt. Neuberg, der als Freelancer in verschiedenen Bereichen kreativ tätig sein wollte, suchte sich damals zu diesem Zweck ein sowohl personell als auch räumlich inspirierendes Umfeld zu gestalten: „I decided to create a new kind of space to support the community and structure that I hungered for and gave it a new name: coworking.“ In Deutschland eröffnete mit dem St. Oberholz ungefähr zeitgleich das 1. Coworking Café in Berlin, das seinen Gästen aus der digitalen Kreativwirtschaft bewusst offene W-Lan-Nutzung zur Verfügung stellte. Eine Professionalisierung und regelrechter Boom der Coworking Spaces ist ab 2007/2008 nachzuzeichnen. Das Citizen Space in Zürich öffnet seine Pforten 2007 und 2009 kann auch Deutschland mit dem betahaus in Berlin den 1. offiziellen Coworking Space des Landes vorweisen.
Damit steigt die Zahl weltweiter Coworking Spaces 2008 auf 160 zum Jahresende. Ende 2010 hat sich diese Zahl bereits fast vervierfacht auf über 600 Coworking Spaces weltweit. Dies bildet eine günstige Ausgangslage für neue teils großvolumige Coworking Space-Ideenkonzepte, die sich zu dieser Zeit Bahn brechen.
Coworking in Expansion 2008 bis heute - Design Offices, WeWork und rent24
Inmitten des Coworking Boom 2008 gründet sich unter dem Konzept „New Work“ und der Forderung nach „selbstbestimmter Arbeit“ bei freier Zeiteinteilung in angenehmem Ambiente Design Offices in Nürnberg. 11 Jahre danach operiert das Unternehmen 2019 bereits an 20 deutschlandweiten Standorten. Kurz danach betritt 2010 mit WeWork aus New York ein weiterer BigPlayer die Coworking-Bühne. Mehrere millionenschwere Fundings 2013 und 2014 erleichtern zunächst den Einstieg in den US-Markt. 4,4 Mrd. USD Investition vom Großinvestor Softbank fließen 2017 schließlich in die EU-Expansion. Mit Eröffnung des WeWork Atrium Towers am Potsdamer Platz eröffnet das mittlerweile auf 20 Mrd. USD geschätzte Unternehmen 2018 auf 14 Etagen und 13.000qm schließlich den größten Coworking Space Deutschlands. Der Anbieter rent24 baut ab 2015 in Berlin mit seinem Konzept von Coworking und Coliving das Anbieter-Portfolio weiter aus. Neben flexiblen Arbeitsplätzen können außerdem „Wohnumgebungen“ angemietet werden. Dieses „Arbeite auf der ganzen Welt. Wir kümmern uns um den Rest“-Sorglospaket steht 2018 bereits in sechs Ländern an 35 Coworking Spaces zur Verfügung. Bis Ende 2019 auf soll es auf 120 Standorte anwachsen.
Dass diese Expansion Coworking als Geschäftsmodell und nicht als Lebensform ins Zentrum stellt, wird vielfach kritisiert. Tatsächlich weisen die Zahlen laut Deskmag Survey aktuell jedoch noch in eine andere Richtung:
- 55 Prozent der deutschen Coworking Spaces werden von Individualnutzern und Unternehmen mit weniger als 10 Angestellten als Hauptkundenstamm genutzt
- Mehr als 50 Prozent aller Spaces haben immer noch weniger als 50 Mitglieder
- Nur etwas mehr als 20 Prozent hat 150+ Mitglieder
- Mehr als 70 Prozent aller Coworking Spaces wollen allerdings weiter expandieren bei insgesamt steigender Nachfrage nach sowohl Einzelarbeitsplätzen, als auch Privatbüros
Die Vor- und Nachteile von Coworking

Bevor man als Freelancer oder Gründer seinen Arbeitsplatz definiert - Home Office, fixe Anmietung eigener Geschäftsräume oder flexibles Coworking - sollte man sich die Vor- und Nachteile vergegenwärtigt haben.
Infrastrukturelle Nachteile im ländlichen Raum, Begrenzter Platz & Mangel an Konzentration als mögliche Probleme
- Coworking Spaces finden sich vorwiegend in mittelgroßen bis Großstädten; vergleichsweise geringes Angebot in kleineren Städten
- Coworking bedeutet immer Kosten; Home Office ist immer for free
- günstige Konditionen für einen Hot Desk auf offener Fläche (variabler Arbeitsplatz) wiegen unpersönliche Atmosphäre und Geräuschkulisse u.U. nicht auf
- Coworking bedeutet ein hohes Maß an Kommunikation und Absprache gegenüber der eigenen jederzeit nutzbaren Wohnung oder konstant angemietetem Büro
- Arbeiten in Stille ist auf offenen Coworking-Flächen kaum möglich
- Im Gegensatz zum Home Office entstehen beim Coworking Kosten
Günstige Miete, Infrastruktur, Vernetzung und Förderangebote als klare Vorteile
- flexible Miete von nur tatsächlich genutzten Flächen
- zumeist an attraktiven innerstädtischen Standorten der jeweiligen Metropole
- volle technische Ausstattung bei kleiner Mitmiete; Meetingräume flexibel buch- und nutzbar; auf Wunsch geschlossene Büros
- Austausch und Vernetzung mit anderen Gründern und Investoren möglich
- Coworking Spaces mit Förderangeboten, Investorenvermittlung für Gründer
Coworking Spaces bieten besonders für Freelancer und Seed-Unternehmungen finanzielle Erleichterung in der Anmietung günstiger flexibler Arbeitsplätze und repräsentativer Räumlichkeiten inklusive technischer Ausstattung. Ein inspirierendes Umfeld aus teils thematisch affinen Branchen animiert zum Netzwerken und dem berühmten Blick über den Tellerrand.
Klaus-Peter Stiefel, Co-Autor der Fraunhofer-Studie "Faszination Coworking" aus dem Jahr 2014 und der Folge-Studie "Coworking - Innovationstreiber für Unternehmen" behauptet sogar, "dass die Community in einem Co-Working Space Leute fasziniert und motiviert und sich positiv auf Innovationen auswirkt, weil Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten gemeinsam und temporär an Projekten arbeiten".
Mit einem gelungenen Pitch besteht oft zudem Aussicht auf sehr lukrative finanzielle oder Coaching-Förderung für Gründer bzw. ein an die Einmietung bereits geknüpftes Investitionsprogramm.
Digitale Nomaden profitieren von Coworking Visa

Immer neue an attraktiven innerstädtischen Knotenpunkten entstehende Coworking Spaces mit hoher Flexibilität in den buchbaren Optionen bzw. thematischen Schwerpunkten und Incentives sorgen aktuell dafür, dass sich der Markt für unterschiedliche Bedürfnisse weiter ausdifferenzieren wird. Mit Coworking Visa ist es z.B. schon jetzt möglich als Mieter eines Coworking Spaces, der an der Initiative beteiligt ist, auch andere Coworking Spaces weltweit für einen begrenzten Zeitraum kostenlos mitzunutzen. Damit kommt man nicht nur weg vom Home Office der eigenen 4 Wände, sondern außerdem an einige der schönsten Orte der Welt.
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