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Crowdfunding-Experiment: BitTorrent testet Bezahlbereitschaft für Fernsehserie

Der amerikanische Filesharing-Dienst Bittorrent betreibt ein Crowdfunding für eine selbst produzierte Fernsehserie. Ziel ist die Umarbeitung des Geschäftskonzeptes von BitTorent. Die Plattform BitTorrent Bundle könnte langfristig zu einer Mischung aus Vertriebs- und Crowdfunding-Plattform für Künstler werden. Über künstlerische Inhalte sollen Autoren, Musiker und Filmemacher Geld verdienen können.

Der Filesharing-Dienst BitTorrent probiert derzeit Crowdfunding als Bezahlmodell für eine selbstproduzierte Fernsehserie aus. Gegen die einmalige Zahlung von 9,95 Dollar erhalten die Unterstützer die Abrufrechte für die Serie und ermöglichen gleichzeitig ihre Produktion. Damit beschreiten die Anbieter des Datenaustauschprogramms neu Wege. Das Crowdfunding dient dem Versuch über die Plattform BitTorrent Bundle, das Ertragsmodell von Bittorrent zu verändern und auch bezahlpflichtige Inhalte für die Nutzer attraktiv zu machen. Bisherige Versuche Inhalte auch gegen Zahlung anzubieten waren in der Vergangenheit gescheitert.

Die Serie soll "Children of the Machine" heißen und wird von dem Regisseur Marco Weber produziert werden, der schon an einem Pilotfilm arbeitet. Finden sich mindestens 250.000 Investoren, sollen dann acht Folgen der Serie gedreht werden. Die Funding-Schwelle liegt bei 2,5 Millionen Dollar. Als Belohnung bei diesem reward-based Crowdfunding soll man im Dezember die Serie kostenlos abrufen können. Bittorrent kann für die Kampagne auf eine Basis von 170 Millionen Nutzern zurückgreifen. Allerdings nutzen diese den Dienst bisher kostenlos. Bittorrent sieht sich immer wieder dem Vorwurf der Filmindustrie ausgesetzt, dass sein Protokoll zum illegalen Tausch von urheberechtlich geschütztem Material genutzt werde. Deshalb ist das Crowdfunding zu "Children of the Machine" nun auch als eine Hinwendung zu eigenproduzierten Inhalten zu sehen.

Über das Crowdfunding für "Children of the Machine" testet man, ob es möglich ist, Bittorrent auch als Vertriebsform für bezahlpflichtige Inhalte zu nutzen. Crowdfunding, als alternatives Finanzierungsmodell, dient hier auch dazu, die Motivation der Nutzer, für Inhalte zu zahlen, zu stärken. Die Anbieter, also Filmemacher, Musiker und Autoren sollen auf Bittorrent künftig auch die Gelegenheit erhalten, Geld zu verdienen. So kommt 90% des durch das Crowdfunding eingesammelten Geldes der Produktion der Serie und den daran Beteiligten zugute, Bittorrent behält 10% der Summe zurück. Interessant an diesem Modell ist, dass, sollte es funktionieren, Bittorrent zu einer Mischung von Crowdfunding- und Vertriebsplattform für Künstler werden könnte.

Die Plattform auf der Bittorent das Crowdfunding anschiebt nennt sich Bittorrent Bundle. Ab September soll es dort möglich sein gegen Bezahlung Pakete von Künstlern herunterzuladen. Bisher genügte es dort seine E-Mail-Adresse zu hinterlegen und man konnte kostenlos auf Inhalte zugreifen. Mit der testweisen Einführung von Paywalls will man nun auch mit Inhalten Geld verdienen. Bisher finanziert sich das BitTorrent über erweiterte Softwareversionen. Ein nicht unerheblicher Nebeneffekt der Einführung von bezahlten Inhalten dürfte sein, dass man sich so ein wenig von dem Negativimage des illegalen Filesharens lösen kann. Anfangs werden die Bundles wohl eher als Ergänzung zu bereits bestehenden Plattformen wie Spotify fungieren, indem sich von den Künstlern in die Bundles Links einbetten lassen. Daraus könnte aber irgendwann ein Konkurrenzverhältnis werden. Langfristig hat man sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: laut eigener Aussage möchte man der führende Anbieter für unabhängige Filme und Musik werden.

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Stephan Leistner