Crowdfunding: der Erfolg der Frauen
Frauen gründen seltener als Männer. Das ist sowohl in Deutschland als auch in den Vereinigten Staaten so. Auch beim Crowdfunding ist die Mehrzahl der Kampagnen, die auf Plattformen wie Kickstarter oder Indiegogo um Investoren werben, von Männern initiiert. Dass Crowdfunding ein Weg sein könnte, der Frauen die Existenzgründung erleichtert zeigen jedoch verschiedene Studien, denn: Frauen sind bei beim Crowdfunding erfolgreicher als Männer.
Zu diesem Schluss kommt laut Wall Street Journal eine Studie, welche 1.250 Crowdfunding-Projekte untersuchte, die zwischen 2010 und 2012 auf Kickstarter Geld einsammelten. Rund zwei Drittel aller von Frauen auf Kickstarter gestarteten Kampagnen erreichten die selbst gesetzte Fundingschwelle, während bei den Männern dagegen nur ca. 30% erfolgreich waren.
Damit ist die Wahrscheinlichkeit, mit Crowdfunding erfolgreich zu sein bei Frauen um 61% höher als bei den Männern. Gerade bei Technologie-Startups, bei denen ein vergleichsweise geringer Anteil an weiblichen Gründern Crowdfunding-Kampagne startet, seien die Erfolgsaussichten besonders hoch. Die Autoren der Studie führen das auf die Unterstützung anderer Frauen zurück, die sich mit den Gründerinnen solidarisieren. Ein anderer Grund könnte sein, dass Frauen die Fundingschwelle weniger hoch ansetzen, die dadurch auch häufiger erreicht wird. Allerdings zeigte sich auch, dass bei größeren Summen, die durch Crowdfunding finanziert werden sollten, die Frauen erfolgreicher waren, das Finanzierungsziel zu erreichen.
Wie dem auch sei, Crowdfunding scheint für Frauen ein gutes Mittel zu sein, um an Kapital zu kommen, umso mehr als Frauen durchschnittlich mit nur halb so viel Startkapital gründen als Männer. Für Frauen scheint es auf dem traditionellen Weg grundsätzlich schwieriger zu sein, die Realisierung einer Geschäftsidee zu finanzieren als für Männer. Dadurch weisen die Firmen der Gründerinnen häufig auch ein langsameres Wachstum auf. In den Vereinigten Staaten hatte laut einer amerikanischen Studie im ersten Halbjahr 2014 nur jedes achte Unternehmen das eine Venture Capital-Finanzierung erhielt einen weiblichen Gründer oder überhaupt nur ein weibliches Mitglied im Gründerteam.
Umso erstaunlicher deshalb, dass 41% der kleinen und mittleren Unternehmen, die mit Crowdfunding erfolgreich sind Gründerinnen haben. Crowdfunding scheint Frauen also tatsächlich Finanzierungen zu erleichtern. Auf Kickstarter sind auch etwa 44% der Investoren und Unterstützer weiblich. Gleichzeitig zeigte sich auch, dass wiederum 40% der von diesen Frauen finanzierten Projekte auch von Frauen initiiert worden waren. Ausser der oben erwähnten möglichen Solidarität mag ein Grund dafür auch sein, dass sich die Geschäfstideen der weiblichen Gründer häufig auch an eine weibliche Zielgruppe richten.
Um allgemeine Schlüsse über die Effizienz von Crowdfunding als Finanzierungsform für Gründerinnen ziehen zu können wäre es hier interessant, ähnliche Studien über auf equity-based Crowdfunding spezialisierten Plattformen durchzuführen. Kickstarter ist schließlich stark auf die Kreativbranche fokussiert. Trotzdem wird doch eine Tendenz deutlich.
Worin auch immer die einzelnen Gründe dafür liegen, dass es weniger Gründerinnen gibt als Gründer, Crowdfunding stellt offensichtlich eine Alternative dar, um möglicherweise strukturell vorhandene Probleme bei Finanzierungen für Frauen zu umgehen. Ob, wie die Bundesregierung mutmaßt, ein traditionelles Rollenverständnis immer noch dafür ursächlich ist, dass weniger Frauen den Weg in die Selbstständigkeit wagen oder ob es für Frauen tatsächlich schwieriger ist zu gründen: für die Realisierung von Geschäftsideen ergibt sich durch Crowdfunding ein neues Mittel der Selbstorganisation.