Social Entrepreneurship: Erfolgreich Gründen als Sozialunternehmer
Businessplan für Sozialunternehmer

Social Entrepreneurship: Welche Geschäftsmodelle gibt es?
Als Social Entrepreneur oder Sozialunternehmer dürfen sich Gründer bezeichnen, wenn sie "ein soziales oder ökologisches Anliegen unter Anwendung des erwerbswirtschaftlichen Prinzips erreichen wollen."
(KfW-Research: Zahlen und Fakten zu Social Entrepreneurs in Deutschland)
Dieses in den Worten der KfW "innovative Geschäftsmodell" ist so neu nicht, sondern erlebte den ersten medialen Schub anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises an Muhammad Yunus im Jahr 2006. Yunus gründete in Bangladesch Anfang der 1980er-Jahre die Grameen Bank, die Mikrokredite an Mittellose als Hilfe zur Selbsthilfe vergab. In Deutschland ist bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Friedrich Wilhelm Raiffeisen als prominenter Sozialunternehmer zu benennen. Die von ihm gegründete Raiffeisenorganisation widmete sich der Förderung mittelloser Landwirte.
Soziale Unternehmen nutzen die klassische Gewinnmaximierung, um soziale Anliegen zu erreichen. Sie gehen dabei laut KfW Research sehr innovativ vor. Entweder Sie entwickeln selbst technologisch neue Produkte, die es zuvor auf dem jeweiligen Zielmarkt nicht gab (knapp ein Drittel der Unternehmen) oder sie entwickeln völlig neue Angebote. (z.B. das Unternehmen Social Bee, das als Zeitarbeitsfirma Geflüchtete in Arbeitsverhältnisse vermittelt).
Weitere Geschäftsfelder, in denen Sozialunternehmer besonders häufig gründen, sind u.a.
- Energie- und Kreislaufwirtschaft (innovative Geschäftsmodelle zum Erreichen der Ziele der UN Charta)
- Kinder- und Jugendarbeit (z.B. etablierte Franchisekonzepte wie Fußballfabrik oder Schülerhilfe)
- Inklusion (Dunkelrestaurants; "Ball gegen das Vergessen"; Navigationsgürtel für Blinde)
- Ökologie (z.B. Urban Gardening; Biokiste; Kurierdienste mit Lastenräder-Fuhrpark)
- Neue Technologien (z.B. ShareTheMeal App)
Erfolgreich gründen als Social Entrepreneur: Welche Fördermittel kann ich beantragen?
"Gewerbliche Sozialunternehmen, deren Zweck auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb mit Gewinnerzielungsabsicht ausgerichtet ist", fördert die KfW Bankengruppe mit allen Förderkrediten, die sie für Gründer anbietet.
Als Indizien für die wirtschaftliche Orientierung gelten:
- eine mindestens kostendeckende Kalkulation
- Gewerbesteuerpflicht
- das Unternehmen muss außerdem operativ tätig sein
Sozialunternehmer können insbesondere folgende KfW-Förderkredite nutzen:
- ERP-Gründerkredit StartGeld
- ERP-Gründerkredit Universell
- Mikromezzaninfonds für kleine Investitionssummen
Außerdem sind Wettbewerbe wie der Science4Life-Busineessplanwettbewerb oder der StartGreen Award für grüne Gründer eine gute Gelegenheit, um deinen Businessplan vor Fachpublikum dem ersten Proof-of-Concept zu unterziehen.
Social Entrepreneurship: Bin ich eine Unternehmerpersönlichkeit?
Um als Sozialunternehmer erfolgreich zu sein, bedarf es einer nachhaltigen Idee mit Aussicht auf Skalierung im Zielmarkt. Dafür brauchst du grundlegende unternehmerische Fähigkeiten. Laut KfW Marktstudie zeichnen sich Social Entrepreneure außerdem durch einige häufig zu beobachtende Eigenschaften und Motive aus:
1. Leidenschaft
Sozialunternehmer sind laut KfW Research weniger „arbeitsmarktgetrieben“ als andere Jungunternehmer. Das heißt, Gründung bedeutet für dich keine Not-Lösung aus Mangel an Erwerbsmöglichkeiten, sondern ist in den meisten Fällen ein echtes Herzensprojekt. Die Mehrheit der „jungen“ Sozialunternehmer gründet, um eine bestimmte Geschäftsidee auszunutzen (60 %). Knapp jeder Vierte gründet aus anderen Motiven wie z.B. Selbstverwirklichung (23 %).
2. Teamplayer
Sozialunternehmer sind häufiger Teamplayer als andere Jungunternehmer. Gut jeder Vierte arbeitet in einem Unternehmerteam mit anderen Sozialunternehmern (26 %), ein Drittel beschäftigt Mitarbeiter (32 %). Andere Jungunternehmer arbeiten häufiger solo und seltener mit Mitarbeitern (19 % und 25 %). Dies führt die KfW auf eine stärkere Einkommensorientierung zurück. Für den Verdienst des Lebensunterhalts oder für einen Zuverdienst im Nebenerwerb sind die Sologründung ohne Mitarbeiter eine häufig gewählte Form der Selbstständigkeit.
3. Kundennähe vs. Betriebswirtschaftliches Know-how
Im Vergleich zu anderen Jungunternehmern schätzen Sozialunternehmer die Kundengewinnung seltener als problematisch ein. Die KfW sieht hierin ein Indiz dafür, dass Sozialunternehmer mit ihren Angeboten häufiger und deutlicher auf die Bedürfnisse von Kundengruppen eingehen, als dies erwerbswirtschaftlich motivierte Unternehmen tun. Im Gegenzug dazu beklagen Sozialunternehmer jedoch häufiger einen Mangel betriebswirtschaftlicher Kenntnisse. Nutze hier die Fördermöglichkeiten von Bund und Ländern im Förderprogramm Unternehmerisches Know-how, um dich weiterzubilden.
4. Innovationsgeist
Sozialunternehmer sind innovativ: Knapp jeder vierte Sozialunternehmer entwickelt eigene technologische Innovationen zur Marktreife (24 %). Im Vergleich dazu sind andere Jungunternehmer bei der Entwicklung technologischer Innovationen laut KfW Research deutlich seltener engagiert (11 %).
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