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Krautreporter - Crowdfunding für unabhängigen Journalismus

Crowdfinanzierter Journalismus? Die Kampagne des Online-Magazins Krautreporter beschreitet in der krisengeschüttelten Branche neue Wege. Bis zum 13.Juni 2014 suchen die Initiatoren, eine Gruppe von 25 etablierten Online-Journalisten, 15.000 Unterstützer, die bereit sind 60 Euro in unabhängige, seriös recherchierte Texte zu investieren. Für zwölf Monate soll so die Finanzierung des Magazins gesichert werden.

Crowdfinanzierter Journalismus? Die Kampagne für das Online-Portal Krautreporter beschreitet für die krisengeschüttelte Branche neue Wege. Bis zum 13.Juni 2014 suchen 25 etablierte Online-Journalisten per Crowdfunding 15.000 Unterstützer, die bereit sind 60 Euro in unabhängige, seriös recherchierte Texte zu investieren. Bisher diente Krautreporter schon als Crowdfunding-Plattform für einzelne Journalisten, die dort um Unterstützung für ihre Projekte werben konnten. Nun geht es darum unter gleichem Namen ein ganzes Online-Magazin für ein Jahr crowdfinanziert auf die Beine zu stellen.

Derzeit gibt es eine breite Diskussion über die Zukunft von Zeitungen und des Journalismus unter den Bedingungen der Digitalwirtschaft. "Der Online-Journalismus ist kaputt" konstatieren die "Krautreporter" in ihrem Aufruf zum Crowdfunding. Mit-Initiator Stefan Niggemeier äußerte gegenüber Deutschlandradio Kultur, Online-Journalismus sei derzeit größtenteils werbefinanziert und da diese Form der Finanzierung bisher nur schlecht funktioniere, wirkten sich diese Schwierigkeiten negativ auf die Qualität der Inhalte aus.

Die Idee der "Krautreporter" ist nun, Crowdfunding als alternatives Finanzierungskonzept für seriöse recherchierten Journalismus auszuprobieren und auf Werbung komplett zu verzichten. Zudem sollen auch Themen aufgegriffen werden, die bisher im Online-Journalismus keine Chance hatten. Vorbild für die Geschäftsidee ist das Netzmagazin De Correspondent aus den Niederlanden.

Die durch Crowdfunding aufgebrachten Mittel sollen die Finanzierung für das Projekt zunächst für zwölf Monate sicher stellen. Wer also 60 Euro investiert, bezahlt auf den Monat gerechnet 5 Euro und soll dafür als Gegenwert gründlich durchgeführte Reportagen, Hintergrundberichte und Porträts erhalten, die frei von finanziellem Druck entstehen können. Pro Tag sollen auf der Seite 4 bis 5 sauber recherchierte Artikel erscheinen, was deutlich macht, dass geplant ist, den Fokus von der Quantität auf die Qualität der Texte zu verlagern.

Die von den Mitgliedern bereitgestellte Kapital soll von den Journalisten selbst verwaltet werden, qualitativ hochwertige Arbeit soll so auch angemessen entlohnt werden können. Jeder der Journalisten soll ein festes Gehalt zwischen 2.500 und 5.000 Euro beziehen und dafür ein bis zwei Texte pro Woche zur Verfügung stellen. Unabhängigkeit von den Hierarchien traditioneller Redaktionsarbeit, die zu einer neuen Form von Online-Journalismus führen kann, sei schließlich nicht zuletzt im Interesse des Lesers, so die Krautreporter.

In gewisser Weise ähnelt diese Form der Vorfinanzierung, für die das Crowdfunding hier genutzt wird natürlich einem Abo und eine der Schwierigkeiten von Online-Medien war bisher, das digitale Abonnements nicht funktionierten. Da die Texte im Krautreporter-Magazin jedoch auch Nicht-Mitgliedern frei zugänglich sein sollen, setzen die Macher auf die Überzeugungskraft ihres Ansatzes, der sich, so ihre Hoffnung, bald weiteren Anklang und Unterstützung finde. Auch nach Ablauf des ersten Jahres soll "Krautreporter" weitergeführt werden, wenn das Konzept funktioniert.

Über den Autor

Stephan Leistner