KfW-Kredithürde: Nachfrage sinkt, Banken restriktiver
Zuschüsse, Darlehen, Bürgschaften u.v.m.
Sinkende Kreditnachfrage: Mittelständler investieren zu wenig
Die KfW-ifo-Kredithürde basiert auf einer monatlichen Befragung von rund 9.000 Unternehmen aus den Wirtschaftsbereichen Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Großhandel, Einzelhandel und Dienstleistungen durch KfW-Research. Unter den befragten Unternehmen befinden sich rund 7.500 Mittelständler.
In sämtlichen Unternehmen herrscht aktuell eine deutlich zurückhaltende Investitionshaltung. So sank der Anteil der Firmen in Kreditverhandlungen im Schlussquartal 2020 sowohl im Mittelstand, als auch in Großunternehmen auf den bisher niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung durch die KfW.
Besonders für die Gastronomie oder in Branchen der persönlichen Dienstleistungen, z.B. Kosmetikstudios, Friseure, aber auch für Freiberufler im Bereich Gesundheitswesen und Fitness bedeutete die Pandemie bislang ein Auf und Zu mit Umsatzeinbußen trotz Hygienekonzept. Verzögerungen bei den November- und Dezemberhilfen belasteten die Unternehmen bis zuletzt. Viele der betroffenen Betriebe wollen oder können schlichtweg keine zusätzlichen Verschuldungslasten zur Kompensation von Umsatzverlusten aufnehmen. "Das ist aus Unternehmenssicht verständlich, hat aber für die Gesamtwirtschaft mittelfristig schwere Folgen, weil so der Rückstau bei wichtigen strukturellen Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit immer größer wird.", warnt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.
Warum sinkt die Nachfrage nach Krediten auf ein Rekord-Tief?
Der Anteil der Mittelständischen Unternehmen, die im vierten Quartal Kreditverhandlungen mit Banken führten, ist laut KfW-ifo-Kredithürde um rund 8 PP auf 22,1 % der Unternehmen gesunken. Dies ist ein neues Rekord-Tief. Die wachsende Unsicherheit über den weiteren Pandemieverlauf sei der Hauptgrund für die schwache Kreditnachfrage, so die Analysten:
Bankkredite sind in der zweiten Coronawelle bislang wenig gefragt, die Nachfrage der Unternehmen fällt auf ein Rekordtief. Der Hauptgrund dafür dürfte eine ausgeprägte Investitionszurückhaltung der Unternehmen aufgrund der Unsicherheit über den weiteren Pandemieverlauf sein.
- Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW
Wer eine Finanzierung braucht, muss höhere Hürden nehmen
Wenn du aktuell trotzdem über eine Finanzierung nachdenkst, in Form eines Betriebsmittel- oder Investitionsdarlehens, musst du damit rechnen, von deiner Bank noch genauer geprüft zu werden.
Laut KfW-ifo Kredithürde sind die Schwierigkeiten für Kreditantragsteller zum Jahresbeginn 2021 leicht gestiegen. Die entsprechende Größe für den Mittelstand stieg im vierten Quartal 2020 zwar nur geringfügig um 0,4 Prozentpunkte, aber immerhin zum sechsten Mal in Folge auf jetzt 22,1%. Besonders restriktiv prüften die Banken Kreditanfragen mittelständischer Dienstleister (29,5%).
KfW-Corona-Hilfen mit dem Teufel im Detail
Die KfW hat mit ihrem Sonderprogramm bereits früh in der Pandemie sowohl für Unternehmer, als auch für Gründer, Betriebsmitteldarlehen zu günstigen Konditionen aufgelegt. Das jüngste Beispiel, der KfW-Schnellkredit ist allerdings nicht ganz so barrierefrei, wie es der erste Eindruck vermittelt. Laut Aussage des BMWi sollte die Bewilligung des Schnellkredits für kleine Unternehmen "ohne weitere Kreditrisikoprüfung durch die Bank oder die KfW" erfolgen. Auf Sicherheiten könnte ebenfalls verzichtet werden. Im Gegenteil, deine Hausbank erhält sogar eine Haftungsfreistellung in Höhe von 100% durch die KfW, abgesichert durch eine Garantie des Bundes.
In der Praxis ist es aber durchaus so, dass die Finanzierungspartner der KfW vor einer Bewilligung der Gelder intensiv das Ausfallrisiko prüfen. Der damit verbundene Aufwand wiederum führt dazu, dass die meisten Finanzierungspartner erst ab einem Jahresumsatz von 200.000 Euro und einem Kreditbedarf von 50.000 Euro tätig werden. In der Praxis ist es deshalb weiterhin für ca. 90% aller Unternehmen in Deutschland schwierig den KfW-Schnellkredit zu nutzen.
KfW-Unternehmerkredit und Gründerkredit Universell
Zwei weitere Kreditlinien der KfW richten sich als Corona-Hilfen ebenfalls an kleine und mittlere Bestandsunternehmen sowie Gründer, die noch keine 5 Jahre am Markt tätig sind. Namentlich der KfW-Unternehmerkredit fördert neben Investitionen auch Betriebsmittelkosten deines laufenden Betriebes wie z.B. Liquide Mittel, Personalkosten oder Mieten. Der ERP-Gründerkredit Universell unterstützt junge Unternehmen mit Betriebsmittelkrediten bis zu 200 Mio. Euro Kreditvolumen inklusive einer Übernahme von bis zu 80% des Ausfallrisikos.
Drei praktische Tipps für dein individuelles Bankgespräch
- Ein Businessplan inklusive Finanzplan sollten deine Finanzierungsanfrage immer wirtschaftlich nachvollziehbar untermauern.
- Du darfst zum 31.12. 2019 kein "Unternehmen in Schwierigkeiten" geführt haben, sondern musst zu diesem Zeitpunkt geordnete wirtschaftliche Verhältnisse aufweisen (KfW-Schnellkredit; KfW-Unternehmerkredit).
- Kredite zur Sanierung ohne Insolvenzverfahren sind innerhalb eines geordneten Restrukturierungsplans ein mögliches Mittel, um grundsätzlich tragfähige Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.
*Alle Auswertungen der KfW-ifo-Kredithürde sind hier online verfügbar.
Bild-Urheber:
iStock.com/ridvan_celik