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Endgültige Stilllegung für Dresdner Qimonda-Fabrik zum Jahresende beschlossen

Die Qimonda-Chipfabrik in Dresden wird zum Jahresende endgültig stillgelegt. Dies sei mit dem Betriebsrat vereinbart worden, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Michael Jaffé am Donnerstag in München. Demnach steht künftig der Verkauf von Produktionsanlagen und Gebäuden im Vordergrund und nicht mehr die Suche nach einem Käufer für Qimonda insgesamt.

München/Dresden (ddp-lsc). Die Qimonda-Chipfabrik in Dresden wird zum Jahresende endgültig stillgelegt. Dies sei mit dem Betriebsrat vereinbart worden, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Michael Jaffé am Donnerstag in München. Demnach steht künftig der Verkauf von Produktionsanlagen und Gebäuden im Vordergrund und nicht mehr die Suche nach einem Käufer für Qimonda insgesamt. Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) verwies auf unternehmerische Fehler bei Qimonda, die zu der Firmenpleite beigetragen hätten.

Modernste Technik sei zu spät auf Serienreife gebracht worden, sagte Jurk. Bei den Bemühungen um eine Rettung des Unternehmens habe Uneinigkeit im Kabinett geherrscht. Auch habe er den Eindruck gehabt, die CDU-Landtagsfraktion sei ihm «in den Rücken gefallen».

Nach Angaben des Sprecher des Insolvenzverwalters werden weiterhin Gespräche mit Investoren geführt, «um Teile des Betriebs zu erhalten». De facto stünden die Maschinen bereits seit März still.

Von den jetzt noch 200 Beschäftigten sollen dem Sprecher zufolge bis zum Jahresende die Hälfte das Unternehmen verlassen. Bereits im August solle die Mitarbeiterzahl auf 150 reduziert werden, da nur so viele beschäftigt werden könnten, wie für Maschinenwartung und «Resteverwertung» notwendig seien. Das Insolvenzrecht lasse «nichts anderes zu», betonte der Sprecher. Derzeit und voraussichtlich den ganzen Sommer über besichtigten Interessenten aus mehreren Staaten die Produktionsanlagen der ehemaligen Fabrik.

Das Insolvenzverfahren für die Infineon-Tochter mit damals rund 3000 Mitarbeitern in Dresden war am 1. April offiziell eröffnet worden. Rund 2000 der Beschäftigten wechselten seitdem in eine Transfergesellschaft, von denen etwas mehr als 300 eine neue Arbeit gefunden haben sollen. Zuletzt hatte Qimonda weltweit 8700 Menschen beschäftigt.

DGB-Landeschef Hanjo Lucassen warf der Politik Tatenlosigkeit im Fall Qimonda vor. Zwar habe «der Abbruch des Technologiestandortes Saxony Valley» inzwischen begonnen, doch sei von den großen Ankündigungen zur Unterstützung nichts übrig geblieben. Die Fachkräfte wanderten ab, weil Dresden keine Perspektiven bieten könne. «Der Leuchtturm der Dresdner Chipindustrie verglüht», fügte Lucassen hinzu.

FDP-Landtagsfraktionschef Holger Zastrow forderte ein Umdenken in der Förderpolitik. Statt die Ansiedlung internationaler Großkonzerne im weltweiten Subventionswettlauf mit Millionenbeträgen zu erkaufen, müssten künftig kleine, aus eigener Kraft gewachsene regionale Unternehmen unterstützt werden. Die Stilllegung des Dresdner Betriebs sei «nicht das Aus für ´Silicon Saxony´». Der Mikroelektronik-Standort seit gesund dank zahlreicher innovativer mittelständischer Firmen.

Linke-Fraktionschef André Hahn warf Ministerpräsident Stanislaw Tillich vor, sich durch den Verzicht auf eine Minderheitsbeteiligung des Landes an dem Unternehmen von der Hightech-Politik seines Vorvorgängers Kurt Biedenkopf (beide CDU) verabschiedet zu haben. Mit Blick auf Zastrows Ankündigung und einen möglichen Regierungswechsel nach der Landtagswahl in vier Wochen fügte Hahn hinzu, zu erwarten sei, dass sich «die Selbstdemontage sächsischer Stärken unter Schwarz-Gelb weiter verschärfen» werde.

(ddp)

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DDP