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Keine kleinen Schritte: Gründungsförderung für Frauen

Frauen als Gründer und Unternehmer sind im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen unterrepräsentiert. Woran liegt das und was ist dagegen zu tun? Finde staatliche Förderprogramme für den Start in die Selbstständigkeit. Vernetze dich mit Mentoren und Machern. Keine kleinen Schritte. Unternehmenswelt hilft dir bei deinem Gang durch die Institutionen.

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Keine kleinen Schritte

Wie hoch ist der Anteil von Frauen in staatlichen Förderprogrammen?

Wie viele Frauen sind als Entscheider in nationalen Gründungsgremien aktiv? Welchen Einfluss hat die geschlechtsspezifische Zusammensetzung auf gefällte Förderentscheidungen? Lange Zeit gab es hierüber keine validen Zahlen. Zwar spiele laut Aussage der staatlichen Förderbank KfW das Merkmal Geschlecht "aus bankfachlicher Sicht eine nachgeordnete Rolle", doch inwiefern konkurrieren hier u.U. Wunsch und Wirklichkeit?

Eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsabgeordneten Bettina Stark-Watzinger hat kürzlich mehr Licht ins Dunkel um die Diversität nationalen Gründungsgeschehens gebracht.  Die Bundesregierung antwortete mit aktuelllen Erhebungen, deren Inhalt Business Insider zuerst publizierte.

Demnach lag der Anteil geförderter Gründerinnen beim EXIST-Gründerstipendium, das sich an Studenten und Wissenschaftler richtet, bei lediglich rund 14 Prozent. Das Förderprogramm INVEST, das Zuschüsse für private Startup-Investoren verteilt, ist noch stärker männlich dominiert. Insgesamt nur sieben Prozent aller Begünstigten seien weiblich.

Ein ähnliches Bild zeichnet die Zusammensetzung der jeweiligen Auswahlgremien, die besonders in technologie-orientierten Förderprogrammen stark männlich dominiert ist. Welcher Fakt begünstigt welche Folge? Nach Erkenntnissen der KfW liege der Gründerinnenanteil in der freien Wirtschaft ebenfalls bei lediglich 19 Prozent. Die Besetzung der staatlichen Entscheidergremien kann also nicht unmittelbar ursächlich für den geringen Anteil weiblicher Gründer in der Unternehmenswelt herangezogen werden, oder doch?

FDP-Startupbeauftragte Stark-Watzinger schlussfolgert gegenüber BI, dass männliche Investorenteams eher in männliche Startups investieren würden und fordert die Bundesregierung auf, mit gutem Beispiel voranzugehen und mehr weibliche Führungskräfte in ihre Gremien einzubinden.

"Thomas" und "Michael" drehen sich im Kreis

Stark-Watzingers Eindruck scheint sich zu bestätigen, beschäftigt man sich mit dem Forschungsbereich der Allbright-Stiftung, deren CEO Wiebke Andersen regelmäßig Zahlen und Zusammenhänge zur Diversität in der Unternehmenswelt veröffentlicht. Es gäbe durchaus offenkundig geschlechtsspezifisch motivierte Entscheidungen, deren anschaulichstes Beispiel der "Thomas-Kreislauf" als Sinnbild für die Rekrutierung von Führungskräften ist (vgl. Die Macht hinter den Kulissen, Link zum PDF, S. 8).

Buchstäblich "Thomas" und "Michael", der Aufsichtsratsvorsitzende und der Vorstandsvorsitzende deutscher DAX-Unternehmen, rekrutierten – bewusst oder unbewusst – jüngere Kopien von sich selbst und schafften so in Geschlecht, Alter, Herkunft und Ausbildung extrem homogene Vorstände. Frauen und beispielsweise Ostdeutsche fielen dabei durchs Raster. 

"Was fehlt, sind andere Perspektiven, jemand, der infrage stellt, jemand, der Neues ins Spiel bringt, jemand, der korrigiert." (Wiebke Andersen, Geschäftsführer der Allbright Stiftung)

Fördermittel für Frauen, die gründen: Finde Finanzierungshilfen

Junge gut ausgebildete Frauen, die nach ihrem Hochschulabschluss eine Selbstständigkeit anstreben, fördert vorallem das EXIST-Gründerstipendium. Dessen Durchschlagkraft wurde erst kürzlich in einer Erhebung unter 10 Berliner Hochschulen und insgesamt 750 Unternehmen der Metropolregion offenbar. Die Umfrage fand vor Ausbruch der Corona-Pandemie statt und bezieht sich auf die Unternehmenszahlen aus dem Jahr 2019.

Demnach beschäftigten im Jahr 2019 Unternehmen, die aus hiesigen Hochschulen heraus gegründet wurden, im Durchschnitt 17 Mitarbeiter sowie erwirtschafteten einen durchschnittlichen Umsatz von 2,37 Mio. Euro. 71 Prozent der an der Umfrage beteiligten Gründungen hatten bereits die Gewinnzone erreicht. 41 Prozent der befragten Gründer gaben an, für ihre Unternehmensgründung Fördermittel erhalten zu haben. Insbesondere das EXIST-Gründerstipendium des BMWi sowie Fördermittel regionaler Landesbanken begünstigten in diesem Zusammenhang den Erfolg der betrachteten Ausgründungen.

Innovative Frauen als MINT-Gründer finden Unterstützung und Finanzierunghilfen in den staatlichen Venture Capital-Finanzierungen oder barrierefreien Business Angels.

Frauen aller Branchen und Ausbildungswege steht zudem immer der Klassiker der Gründungsfinanzierung, der ERP Gründerkredit StartGeld zur Bewerbung offen. Zinsgünstige Förderdarlehen in Höhe bis zu 100.000 Euro pro Vorhaben machen deinen Traum greifbar.

Frauen in Handwerksberufen können zum Erwerb notwendiger Befähigungsnachweise das Meister-BAföG beantragen. Die monatlichen Fördersätze der Aufstiegsförderung steigen ab 2020.

Macher und Mentoren: Saskia Bruysten will Kapitalismus zum Besseren reformieren

Die Zeiten ändern sich. Der Thomas-Kreislauf kann möglicherweise schon bald durchbrochen werden, wenn die nächste Generation motivierter Frauen an die Spitze drängt.

Mit ihrem Werdegang hat es Saskia Bruysten, Gründer von Yunus Social Business 2019 bereits in die Top 40 under 40 von CAPITAL geschafft und dies, gerade weil das Prinzip des Mehrwerts bei Bruysten ein ganzheitliches ist. Mit ihrem Unternehmen Yunus Social Business (YSB) unterstützt die ehemalige Unternehmensberaterin Sozialunternehmen in Schwellenländern weltweit. 

Mit ihrem Mindset ist Bruysten außerdem seit kurzem offiziell gekürter "Vordenker für die neue Realität". Die 2016 gestartete Vordenker-Initiative von Handelsblatt und Boston Consulting Group (BCG) bringt Top-Entscheider von heute mit den Machern der nächsten Generation zusammen. 2020 gelten als solche, Gründer und Unternehmer, die mit ihrer Expertise erfolgreich durch die Coronakrise führen und darüber hinaus neue Chancen ergreifen. 

"Worte wie „Kurzarbeit“ oder „Arbeitslosenhilfe“ sind Fremdworte für Straßenhändler oder Kleinbauern in Afrika. 85 Prozent der Arbeitskräfte in Subsahara Afrika sind informell. Wer sein Einkommen verliert, stürzt ins Nichts." (Saskia Bruysten im Interview mit CAPITAL)

Für die Frauen der Generation Z kann Bruysten als Identifikationsfigur für deinen eigenen Schritt in die sinnhafte Selbstständigkeit dienen.

Bundesweite Gründerinnenagentur (bga) als Netzwerker und Know-how-Vermittler

Frauen aller persönlichen und fachlichen Werdegänge berät, vernetzt und unterstützt das Gründerinnenportal der Bundesregierung. Frauen, die als Femalepreneur ihren Traum von der Selbstständigkeit verwirklichen wollen oder eine Unternehmensnachfolge planen, erhalten hier wertvolle Tipps und Know-how. Die Agentur ist deutschlandweitweit aufgestellt mit Regionalverantwortlichen in allen 16 Bundesländern. Sie vermittelt dir Zugang zur Expertise von über 500 Beratungseinrichtungen für eine Erst- und Orientierungsberatung und rund 1300 Fachleuten für vertiefte Beratungsleistungen sowie Kontakt zu bundesweiten Netzwerken. 

In der aktuellen Corona-Krisensituation sind vorallem Gründer mit Kreativität und Durchhaltevermögen gefragt. Nicht aufzugeben, wenn Widerstände deinen Weg kreuzen, sondern visionär deiner unternehmerischen Idee zu folgen, Kräfte zu bündeln und loyale Mitstreiter zu gewinnen - wenn Frau das 2020 verinnerlicht, kann der Weg in die Selbstständigkeit gelingen.

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Ein Businessplan ist Muss für jeden Gründer und Unternehmer, denn er legt den Grundstein sowie die Richtschnur für das eigene Unternehmen. Dabei gilt es ihn ständig anzupassen. Zusätzlich wird er für die Beantragung von Finanzhilfen und anderen Massnahmen benötigt. Schritt für Schritt begleiten wir dich auf dem Weg zu deinem eigenen Businessplan.

Female Entrepreneurship

Diversität und Gründungskultur: Warum gründen so wenig Frauen in Deutschland?

Aktuelle Studienergebnisse der Boston Consulting Group in Zusammenarbeit mit Sista zur Diversität in europäischen StartUps zeigen alles andere als ein ausgewogenes Geschlechterprinzip innerhalb der untersuchten europäischen Unternehmen. Nur 4% Gründerinnen gibt es demnach unter den deutschen StartUps. Damit nicht genug, erhalten weibliche Gründer weniger Investitionskapital und ihre Unternehmen werden geringer bewertet. Was sind mögliche Gründe für diesen Unterschied und gilt das tatsächlich für alle Branchen deutschlandweit? Wir schauen auf aktuelle Zahlen und werfen einen Blick hinter sie.

EXIST-Gruenderstipendium

EXIST-Gründerstipendium: Jederzeit Bewerben!

Für innovative technologieorientierte Gründungsvorhaben sowie wissensbasierte Ausgründungen vergibt das BMWi jedes Jahr Stipendien an Studierende, Absolventen und Wissenschaftler aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Erfahre hier alle Informationen zu Bewerbungsvoraussetzungen, Auswahlverfahren und der Höhe der Förderung.

Über den Autor
Kathleen Händel

Kathleen Händel

Kathleen schreibt seit 2018 im Magazin von Unternehmenswelt und Zandura über die wichtigsten Business-Themen & Trends für Gründer & Unternehmer. Zuvor war Kathleen als Redakteurin für die Social Startup-Szene, verschiedene Stiftungen und Kommunikationsagenturen tätig.

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