Meisterpflicht: Tipps für deine Gründung im Handwerk!

Erfahre hier alles über die Meisterpflicht: Welche Berufe betroffen sind, die aktuellen Richtlinien, warum sich die Meisterausbildung auszahlt und wie du Förderungen optimal nutzen kannst. Starte jetzt erfolgreich deine Karriere im Handwerk!

Businessplan Handwerk

Elektrotechniker arbeitet in einer Schalttafel mit einem elektrischen Anschlusskabel.
Pflicht zur Präzision: Meisterberuf Elektrotechniker
  1. Großer Befähigungsnachweis: Der Meistertitel ist dein Ticket zum Führen eines Handwerks- oder Ausbildungsbetriebs – ein Qualitäts- und Exzellenzsymbol, das für die hohe Wertschätzung handwerklicher Bildung steht und Sicherheit in spezifischen Berufen gewährleisten soll.
  2. Qualitätssiegel: Einzigartig in der EU, unterstreicht die Meisterpflicht trotz Reformen die unveränderte Bedeutung von Tradition und Qualität im deutschen Handwerk.
  3. Gefahrenabwehr: Die Meisterpflicht gilt vor allem für Berufe, die Risiken für die Gesundheit oder das Leben Dritter bergen. In zulassungsfreien und handwerksähnlichen Gewerken ist eine Existenzgründung auch ohne Meistertitel möglich.

Wann wurde die Meisterpflicht eingeführt?

Die Meisterpflicht resp. der „große Befähigungsnachweis“ wurde in West-Deutschland 1953 im Gesetz zur Ordnung des Handwerks festgeschrieben. Weitreichende Arbeitsmarktreformen führten 2004 zu einer drastischen Reduzierung der Meisterpflicht in zahlreichen Gewerken. Im Jahr 2020 wurde die Meisterpflicht dann in zwölf Gewerken wieder eingeführt.

2024 besteht die Pflicht zum Erwerb eines Meistertitels in 41 (+12 reaktiviert) von 94 Berufen.

Die Meisterpflicht sichert wichtige volkswirtschaftliche Vorteile:

  • Sie stärkt das international renommierte deutsche duale Ausbildungssystem,
  • fördert Innovation und regionale Entwicklung durch das in Generationen verfeinerte Fachwissen in Meisterbetrieben und
  • unterstützt den langfristigen Erfolg stabiler Familienunternehmen als Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

Hohe Qualität der Meister-Ausbildung

Das hohe Niveau der Meisterausbildung ist innerhalb des Deutschen Qualifikationsrahmens sichtbar. Hier wird die Meisterqualifikation auf der Niveaustufe 6 eines insgesamt achtstufigen Systems eingeordnet. Die Meisterqualifikation liegt damit auf dem gleichen Niveau wie ein Bachelorabschluss einer Hochschule.

Hinweis: In allen Bundesländern haben Handwerksmeister/-innen die Berechtigung, an einer Hochschule ein Studium zu beginnen!

Für die Gründung eines Betriebs ist in den folgenden Berufsgruppen ein Meistertitel erforderlich, alternativ kann auch ein angestellter Meister im Rahmen der Ausnahmeregelungen genügen.

Berufe mit Meisterpflicht alphabetisch sortiert:

  1. Augenoptiker
  2. Bäcker
  3. Boots- und Schiffbauer
  4. Brunnenbauer
  5. Büchsenmacher
  6. Chirurgiemechaniker
  7. Dachdecker
  8. Elektromaschinenbauer
  9. Elektrotechniker
  10. Feinwerkmechaniker
  11. Fleischer
  12. Friseure
  13. Gerüstbauer
  14. Glaser
  15. Glasbläser und Glasapparatebauer
  16. Hörakustiker
  17. Informationstechniker
  18. Installateur und Heizungsbauer
  19. Kälteanlagenbauer
  20. Karosserie- und Fahrzeugbauer
  21. Klempner
  22. Konditor
  23. Kraftfahrzeugtechniker
  24. Landmaschinenmechaniker
  25. Maler und Lackierer
  26. Maurer und Betonbauer
  27. Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik
  28. Metallbauer
  29. Ofen- und Luftheizungsbauer
  30. Orthopädieschuhmacher
  31. Orthopädietechniker
  32. Schornsteinfeger
  33. Seiler
  34. Steinmetz und Steinbildhauer
  35. Straßenbauer
  36. Stuckateure
  37. Tischler
  38. Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer
  39. Zahntechniker
  40. Zimmerer
  41. Zweiradmechaniker

2004 wurde die Meisterpflicht für 53 Handwerks- und handwerksähnliche Berufe aufgehoben. 2020 kehrte sie für bestimmte Berufe zurück, insbesondere für solche mit Gefahrenpotenzial und seltene Handwerke, die als Kulturgüter gelten.

Berufe mit Gefahrenpotenzial und Kulturgüter

Wiedereingeführt wurde die Meisterpflicht in diesen 12 Berufen (alphabetisch sortiert):

  1. Behälter- und Apparatebauer
  2. Betonstein- und Terrazzohersteller
  3. Böttcher
  4. Drechsler und Holzspielzeugmacher
  5. Estrichleger
  6. Fliesen-, Platten- und Mosaikleger
  7. Glasveredler
  8. Orgel- und Harmoniumbauer
  9. Parkettleger
  10. Raumausstatter
  11. Rollladen- und Sonnenschutztechniker
  12. Schilder- und Lichtreklamehersteller

Gründen ohne Meistertitel!

In zulassungsfreien und handwerksähnlichen Gewerken ist eine Existenzgründung auch ohne Meistertitel möglich.

Dazu zählen die nachfolgend gelisteten Berufe (alphabetisch sortiert):

  1. Brauer und Mälzer
  2. Buchbinder
  3. Bogenmacher
  4. Drucker
  5. Edelsteinschleifer und -graveure
  6. Feinoptiker
  7. Flexografen
  8. Fotografen
  9. Galvaniseure
  10. Geigenbauer
  11. Gebäudereiniger
  12. Gold- und Silberschmiede
  13. Graveure
  14. Handzuginstrumentenmacher
  15. Holzbildhauer
  16. Holzblasinstrumentenmacher
  17. Korb- und Flechtwerkgestalter
  18. Keramiker
  19. Klavier- und Cembalobauer
  20. Kürschner
  21. Maßschneider
  22. Metall- und Glockengießer
  23. Metallbildner
  24. Metallblasinstrumentenmacher
  25. Modellbauer
  26. Modisten
  27. Müller
  28. Schneidwerkzeugmechaniker
  29. Schuhmacher
  30. Sattler und Feintäschner
  31. Segelmacher
  32. Siebdrucker
  33. Textilgestalter (Sticker, Weber, Klöppler, Posamentierer, Stricker)
  34. Textilreiniger
  35. Uhrmacher
  36. Vergolder
  37. Wachszieher
  38. Weinküfer
  39. Zupfinstrumentenmacher

In Berufen mit Meisterpflicht ist der Meistertitel unerlässlich, um einen Handwerks- oder Ausbildungsbetrieb zu gründen und zu leiten. Für meisterpflichtfreie Berufe ist der Titel optional und kein Muss für die Selbstständigkeit im Markt.

Altgesellenregelung nach § 7 Abs. 2 HwO

Nach § 7 Abs. 2 der Handwerksordnung können auch andere Ausbildungen den Grad eines Meisters erfüllen. Die sogenannte „Altgesellenregelung“ erlaubt es Gesellen mit mindestens sechs Jahren Erfahrung, davon vier in leitender Funktion, einen Handwerksbetrieb ähnlich einem Meister zu führen – ohne Meistertitel.

Diese Option setzt eine Genehmigung der Handwerkskammer voraus. Berufe wie Schornsteinfeger und bestimmte medizinische Handwerksberufe sind hiervon ausgenommen.

Ohne Meisterbrief mit angestelltem Meister

Alternativ kann ein Betrieb in zulassungspflichtigen Handwerken auch ohne eigenen Meistertitel des Inhabers geführt werden, solange eine Meisterin oder ein Meister angestellt ist.

Die wichtigsten Vorteile der Meisterausbildung und des Meistertitels im Handwerk:

  1. Höheres Einkommen: Meisterqualifikation kann zu besseren Verdienstmöglichkeiten führen.
  2. Selbstständigkeit: Berechtigung zur Gründung und Führung eines eigenen Handwerksbetriebs.
  3. Ausbildungsberechtigung: Befähigung, Lehrlinge auszubilden und Fachkräfte zu entwickeln.
  4. Qualitätssiegel: Der Meistertitel gilt als Nachweis hoher fachlicher und unternehmerischer Kompetenz.
  5. Wettbewerbsvorteil: Stärkung der Marktstellung durch das Vertrauen, das Kunden in den Meistertitel setzen.
  6. Zugang zu Fördermitteln: Bessere Chancen auf finanzielle Unterstützung und Förderprogramme.
  7. Karrierechancen: Eröffnet Wege in die mittlere und obere Managementebene in Industrie und Handwerk.
  8. Weiterbildung: Grundlage für zahlreiche weiterführende Qualifikationen und Spezialisierungen.

Die Meisterausbildung in Deutschland ist ein Schlüssel zur fachlichen Vertiefung und Führungskompetenz im Handwerk. Sie ermöglicht dir die Gründung eines eigenen Betriebs und die Ausbildung von Lehrlingen.

Die Ausbildung dauert je nach Bereich 1 bis 2 Jahre und kostet etwa 4.000 bis 20.000 Euro. Finanzielle Unterstützung bietet das Aufstiegs-BAföG mit Zuschüssen und günstigen Darlehen, um Lehrgangs- und Prüfungskosten zu erleichtern.

Kurzum, sie ebnet den Weg für deine Karriere im Handwerk mit umfassender Förderung.

Tipp: Der Meisterbonus belohnt dich in manchen Bundesländern finanziell für das erfolgreiche Abschließen deiner Meisterprüfung oder einer ähnlichen Fortbildung. Hartes Arbeiten und Weiterbildung zahlen sich so auch monetär aus, wobei Höhe und Bedingungen regional variieren.

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Über den Autor
Kathleen Händel

Kathleen Händel

Kathleen schreibt seit 2018 im Magazin von Unternehmenswelt und Zandura über die wichtigsten Business-Themen & Trends für Gründer & Unternehmer. Zuvor war Kathleen als Redakteurin für die Social Startup-Szene, verschiedene Stiftungen und Kommunikationsagenturen tätig.

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