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Unternehmerstory: Im Gespräch mit Andreas Trommler

Der Maßschneider und Modedesigner Andreas Trommler fertigt in seiner SCHNEIDEREI hochwertige Maßbekleidung. Und in Corona-Zeiten auch Masken, zum stilvollen Schutz vor dem Virus. Wie der Designer, Schneider, Dozent und HWK-Prüfer seine unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche in der Krise handhabt, erzählt er im Gespräch mit unternehmenswelt.de.

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Designer und Maßschneider Andreas Trommler in seiner SCHNEIDEREI

Hallo Andreas, bitte stelle dich und die SCHNEIDEREI kurz vor.

Hallo Iris, ich bin Maßschneider und Dipl. Modedesigner. Seit 2001 bin ich selbständig und habe ein Designbüro in Leipzig, die „SCHNEIDEREI – Maßanfertigungen für Damen und Herren“. Zudem bin ich Privatdozent für Modedesign in freiberuflicher Tätigkeit, außerdem ehrenamtlicher Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Handwerkskammer Leipzig für die Schneiderberufe.

Die SCHNEIDEREI gründete ich vor zwei Jahren gemeinsam mit meiner Kollegin Christine Münch mit dem Ziel, Privatkunden ausschließlich hochwertige, handwerklich fachgerechte Maßschneiderei anzubieten. Uns war wichtig, einen Namen zu finden, der unmissverständlich auf unser Angebot und unsere speziellen Kenntnisse hinweist.

Was ist das Besondere an der SCHNEIDEREI, auch im Vergleich zu anderen Mode-Ateliers?

Das Besondere ist, dass wir ein sorgfältig ausgewähltes Angebot an den unterschiedlichsten Stoffen haben. Angefangen von Seiden aus Deutschland, England und Italien, feinste Wollstoffe von Scabal, Spitzen aus Belgien und Frankreich, Hemdenstoffe in einer einzigartigen riesigen Auswahl, aber auch Stoffe der Haute Couture aus Frankreich und Italien. 

Unsere SCHNEIDEREI ist ein Ort, an dem man als Kunde noch sieht, wie und wo gefertigt wird. Dazu haben wir ein Konzept entwickelt, dass alle einzelnen Arbeitsschritte in einem einzigen Raum zulässt.

Wer kommt in dein Atelier? Wer ist deine Zielgruppe?

Zielgruppe ist jeder, der den Anspruch an Individualität noch nicht verloren hat und sich eine Begehrlichkeit erfüllen möchte. Dabei haben wir Kunden jeglichen Alters von Studenten über Rentner bis hin zu Manager*innen. Uns ist sehr wichtig, dass wir für jeden Kunden offen sind. Wir möchten mit unserem Konzept Hemmschwellen herabsetzen.

Du bist jetzt schon seit einigen Jahren als Designer und Maßschneider tätig. Als Designer hast du auf der Berliner Fashion Week präsentiert, warst Teil des großen Fashion Business. Warum hast du dich kleiner gesetzt?

Maßanfertigung von Andreas Trommler

Kleiner nicht wirklich, nur auf verschiedene Bereiche erweitert. Dass ich keine großen Kollektionen mehr mache, liegt an meinem Anspruch an Qualität und meinem Anspruch, regional zu produzieren. Ich möchte nicht mehr mit Unternehmen konkurrieren, die ihre hochwertige, oft preisintensive Kollektion in Ländern produzieren lassen, in denen ethische und faire Arbeitsplätze Mangelware sind. 

Über Kreative wird oft gesagt, sie würden ihr Business wirtschaftlich schlecht planen. Hast du für die SCHNEIDEREI einen Businessplan erstellt? Lässt du dich in Finanzangelegenheiten beraten?

Wer sagt denn sowas? (lacht) Aber es ist schon richtig, man erwartet von einem Selbständigen, dass er seinen Job perfekt macht, aber auch noch Manager, Buchhalter, Personalchef, PR-Profi, Marketing-Spezialist und und und ist.

Viele der Bereiche waren für mich am Anfang nur durch Coaching und verschiedene Seminare zu händeln. Mit der Zeit wächst man an seinen Aufgaben und lernt Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen und Prioritäten zu setzen. Das bedeutet auch, bestimmte Aufgaben an Fachleute abzugeben, die mich unterstützen und für mich arbeiten, damit ich mich dem Kerngeschäft widmen kann.

Bleiben wir noch kurz beim Thema Finanzen: Hast du in der Corona-Krise staatliche Hilfen beantragt?

Nein, ich habe lange überlegt, aber mich dagegen entschieden. Meine fixen Kosten sind relativ übersichtlich, ich muss keine Palast-Miete zahlen. Auch das war vor Jahren eine bewusste Entscheidung. Klein und fein mit bestem Kunden-Service und perfektem Handwerk. Dazu benötige ich keine Kronleuchter.

Welche unmittelbaren Auswirkungen hat die aktuelle Corona-Krise auf Andreas Trommler und seine SCHNEIDEREI?

Wir mussten, wie alle anderen Geschäfte auch, unsere SCHNEIDEREI für den Publikumsverkehr schließen. Jetzt ist wieder geöffnet, und wir setzen natürlich zu unserem wie auch zum Schutz unserer Kunden die Hygienevorschriften um. Das war zunächst gewöhnungsbedürftig, behindert uns aber letztlich nicht im Umgang mit den Kunden oder bei der Arbeit.

Persönlich nehme ich die Corona-Zeit als leise, aber trotzdem sehr prägend wahr. Das erzwungene Runterfahren gibt mir auch Raum zum Nachdenken über mich: Empfinde ich Empathie? Bin ich ein achtsamer und respektvoller Mensch, und wie zeige ich das? Ich sehe diese Zeit durchaus als gesamtgesellschaftliche Chance, Verhaltensweisen oder gar ganze Lebenskonzepte zu prüfen.

Wie sieht es mit deinem Angebot im Zuge der Corona-Krise aus? Hast du es angepasst?

Ganz kühn und ohne groß nachzudenken habe ich bei Facebook ein Foto von mir mit einer unserer Masken gepostet. Davon hatten wir 20 als Test vorproduziert. Innerhalb von 15 Minuten hatten ich so viele Bestellungen, dass wir in große Not gerieten, diese zu erfüllen, da es zunächst an weiterem Rohmaterial fehlte. Inzwischen sind alle Auslieferungen in ganz Deutschland erfolgt, und wir können uns wieder aktuellen Maß-Aufträgen widmen.

Als Dozent der Leipzig School of Design, die Schüler fachlich fit macht für Aufnahmeprüfungen an Hochschulen, habe ich meine Schüler in der Zeit der Schulschließung zunächst per Skype und Telefon betreut. Als wir die SCHNEIDEREI wieder öffnen konnten, gab es auch Konsultationen in unseren Räumlichkeiten, um die Schüler gut vorzubereiten auf die vor ihnen liegenden Herausforderungen.

Wie macht Andreas Trommler auf seine Maßschneiderei aufmerksam? Was sind deine Marketing-Kanäle?

Eigentlich behandle ich dieses Thema eher stiefmütterlich. Meine Homepage ist seit drei Jahren zu 90 % fertig, aber irgendwie finde ich immer wieder etwas, was mir so nicht gefällt, und ich verschiebe die Veröffentlichung. Bei Facebook bin ich aktiv und ein bisschen auf Instagram. Mein großes Plus ist meine Bekanntheit. Genauso wichtig sind meine zufriedenen Kunden, fast alle Neukunden kommen auf Empfehlung.

Drei Internetseiten, ohne die dein Unternehmeralltag nicht denkbar wäre: Welche Websites begleiten dich beruflich?

Da gibt es ganz viele, aber da ich nicht werben möchte, nenne ich nur die Branche: Stoffe, Stoffe, Stoffe.

Wo geht die Reise des Designers und Maßschneiders Andreas Trommler hin? Hast du konkrete Pläne?

Ich bin interessanten Projekten gegenüber immer aufgeschlossen, vieles ergibt sich spontan, wer weiß schon, welche Idee ich morgen habe oder welche Themen das Leben an mich heran trägt?!  

Um den Widrigkeiten der Corona-Zeit und der Zukunftsunsicherheit gerader junger Menschen etwas entgegenzusetzen, habe ich beispielsweise am 15. März für zwei Monate kurzfristig drei Praktikanten angenommen, trotz der Schließungsverordnung. Dafür habe ich innerhalb von zwei Tagen ein Konzept entwickelt, wie ich per Skype ein Fernpraktikum gestalten kann, ohne persönlichen Kontakt. Das Kernthema des Praktikums ist Nachhaltigkeit, es galt, eine experimentelle Fläche aus recyceltem Jeansstoff zu entwickeln und zu einem tragbaren Modell weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse sind hervorragend geworden, und wir planen eine kleine Ausstellung.

Weiterhin arbeite ich als Freelancer an einem Projekt, bei dem es um hochwertige Accessoires für die Hochzeit geht. Ich möchte nur eines vorab verraten: Es wird wundervoll farbig.

Es ist jeden Tag eine Herausforderung, all meine Tätigkeiten unter einen Hut zu bekommen, aber genau deshalb liebe ich meinen Job!

Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Gespräch genommen hast, Andreas!

So kannst du Andreas und die SCHNEIDEREI erreichen

Logo SCHNEIDEREI

Hier geht's zur Facebook-Seite der SCHNEIDEREI:
Schneiderei-Maßanfertigungen-für-Damen-und-Herren

SCHNEIDEREI
Andreas Trommler
Maßatelier & Modedesign
Kochstraße 25
04275 Leipzig
Tel. 0341 26470227
info@andreas-trommler.de

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Über den Autor

Iris Kirchhoff

Ich bin seit Anfang 2020 im Redaktionsteam der unternehmenswelt.de, wo ich mich vorrangig um die Unternehmerstories kümmere. Ich habe selber 13 Jahre lang einen inhabergeführten Einzelhandel verantwortet und weiß, wie der Alltag eines Unternehmers aussieht. Schreiben kann ich, weil ich nach meinem Studium der Filmwissenschaften, American Cultural Studies und Publizistik als Pressereferentin und Texterin für deutsche und internationale Unternehmen tätig war.