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Arbeitsmarkt im Oktober 2022: Robustheit schwankt

Eine robuste Entwicklung trotz wirtschaftlicher Abschwächung attestiert der Monatsbericht der Agentur für Arbeit dem deutschen Arbeitsmarkt. Anders die Geschäftserwartungen der deutschen Betriebe, welche laut DIHK-Konjunkturumfrage „befürchten, dass das Schlimmste noch kommt“. Ein Überblick.

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Unternehmer prüft besorgt die steigenden Kosten seiner Energierechnung.
Steigende Energiekosten sind für kleine Unternehmen ein Geschäftsrisiko.

Die Lage am deutschen Arbeitsmarkt inmitten der Energiekrise

Insgesamt ist der Arbeitsmarkt weiter robust, insbesondere die Beschäftigung wächst weiter. Folgen der wirtschaftlichen Unsicherheiten sind jedoch sichtbar: So bereiten sich wieder mehr Unternehmen auf mögliche Kurzarbeit vor und reduzieren ihre Nachfrage nach neuem Personal.

– Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA) zur Lage am Arbeitsmarkt im Oktober 2022

Arbeitsmarktbericht: Das Wichtigste in Kürze

Russischer Angriffskrieg bremst deutsche Wirtschaft

Der russische Angriff gegen die Ukraine, Lieferengpässe und Preiserhöhungen bremsen das Wachstum der deutschen Wirtschaft. Die Sorge um die Energieversorgung dürfe darüber hinaus die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten weiter beeinträchtigen.

Arbeitsmarkt weiter robust

Trotz dieses schwierigen Umfelds entwickelt sich der Arbeitsmarkt robust, Auswirkungen der wirtschaftlichen Abschwächung seien jedoch erkennbar.

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung steigen im Oktober saisonbereinigt an

Im Zuge der Herbstbelebung ist die Arbeitslosigkeit im Oktober 2022 gegenüber dem Vormonat gesunken, und zwar um 43.000 auf 2.442.000. Saisonbereinigt hat die Zahl der Arbeitslosen um 8.000 zugenommen. Verglichen mit dem Oktober des vorigen Jahres ist die Arbeitslosenzahl um 65.000 höher.

Die Unterbeschäftigung, die zusätzlich zur Arbeitslosigkeit auch Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik und kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, ist saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 29.000 gestiegen, was sich mit der zunehmenden Teilnahme ukrainischer Geflüchteter an Integrationskursen erklärt. Die Unterbeschäftigung lag somit im Oktober 2022 bei 3.254.000 Personen. Das waren 120.000 mehr als vor einem Jahr.

Arbeitskräftenachfrage wird spürbar schwächer

Die gemeldete Nachfrage nach neuen Mitarbeitern bewege sich zwar auf einem vergleichsweise hohen Niveau, werde aber gemäß Arbeitsmarktbericht spürbar schwächer. Der BA-Stellenindex (BA-X) – ein Indikator für die Nachfrage nach Personal in Deutschland – sank im Oktober 2022 um 3 Punkte auf 128 Punkte.

Kurzarbeit steigt

Vor Beginn von Kurzarbeit müssen Betriebe eine Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Nach aktuellen Daten zu geprüften Anzeigen wurde vom 1. bis einschließlich 26. Oktober für 82.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis August 2022 zur Verfügung. 

Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit habe sich demnach im August nicht weiter verringert und die Zahl der Personen, für die Kurzarbeit neu oder erneut angezeigt wurde, stieg im September und Oktober wieder deutlich an.

Mangel an Nachwuchskräften

Noch nie seit der Wiedervereinigung waren die Chancen auf eine Ausbildungsstelle so gut. Die Besetzung vorhandener Ausbildungsplätze mit geeignetem Nachwuchs stelle viele Betriebe inzwischen jedoch vor wachsende Hürden.

DIHK-Umfrage: Betriebe erwarten weiteren Geschäftseinbruch

Zeitgleich mit dem Arbeitsmarktbericht für Oktober veröffentlichte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag seine aktuelle DIHK-Konjunkturumfrage. Die Mehrzahl der über 24.000 deutschen Betriebe aus allen Branchen und Regionen, welche hier zu Wort kommen, gehen davon aus, dass sich ihre eigene Geschäftslage innerhalb der kommenden zwölf Monate verschlechtern wird (insgesamt 52 Prozent):

Die Unternehmen befürchten, dass das Schlimmste noch kommt.

– DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben

Nur acht Prozent gehen von einer Verbesserung aus. Damit liegt der Pessimismus der Wirtschaft auf einem vergleichbaren Niveau wie zur Hochzeit der Corona-Pandemie (vgl. Grafik DIHK-Konjunkturumfrage, hier weiter unten):

Das ist der schlechteste Wert, den wir jemals seit Beginn der Erhebung im Jahr 1985 gemessen haben. Selbst in den Zeiten von Corona und der Finanzmarktkrise lag der Anteil der Optimisten bei mehr als 10 Prozent.

– Martin Wansleben, Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)

Vergleichende Grafik zur Entwicklung der Geschäftserwartungen in Unternehmen von 1992 bis 2022.

DIHK: Betriebe müssen wieder Vertrauen fassen

Es müsse jetzt laut DIHK alles dafür getan werden, dass Unternehmen wieder Vertrauen fassen und am Standort Deutschland in die Zukunft investieren. Es brauche hierfür vor allem mehr Tempo und mehr Mut, die richtigen Themen beherzt anzupacken:

Nicht nur die erneuerbaren Energien müssen schneller ausgebaut werden. Auch auf den Verkehrswegen, über die notwendige Transporte rollen und Menschen ihre wirtschaftlichen Termine wahrnehmen, darf es nicht länger Stillstand geben. Wer in seinem Betrieb eine neue Lagerhalle baut oder etwas nachrüstet, sollte nicht um jeden Genehmigungsschritt kämpfen müssen. Bei der Digitalisierung und im grenzüberschreitenden Handel erleben Unternehmen noch so viele Bremsen und Blockaden. Da wünschen wir uns einen Befreiungsschlag.

Tabelle zu den TOP-Risiken nach Wirtschaftszweigen

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In diesen unsicheren Zeiten unterstützen wir Solo-Selbstständige und kleine Unternehmen mit aktuellen Informationen über Hilfsangebote und Fördermittel, die du zur Bewältigung besonderer Herausforderungen in Anspruch nehmen kannst sowie einem breiten Kompetenznetzwerk.

Aktuell kannst du vor allem das erleichterte Kurzarbeitergeld sowie Steuerentlastungen in der Energiekrise nutzen, um deine Liquidität zu verbessern. Nach Beschluss der MPK am Mittwoch werden Unternehmen nun hoffentlich bald auch mithilfe der finalen Gaspreisbremse entlastet. Darüber hinaus steht die genaue Verwendung der 200 Milliarden Euro im Abwehrschirm u.a. für Erweiterungen im Energiekostendämpfungsprogramm sowie im KMU-Programm zur Entscheidung.

Über die genauen Konditionen für Unternehmenshilfen aus dem Abwehrschirm informieren wir dich hier erneut, u.a. über die geplante Härtefallregelung für kleine und mittlere Unternehmen (12 Mrd. EUR Budget), die trotz Strom- und Gaspreisbremse von besonders stark gestiegenen Strom- und Gaspreissteigerungen betroffen sind sowie über die besonderen Hilfen für Kultureinrichtungen.

Der Bundeskanzler und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder beauftragen die Konferenz der Wirtschaftsministerinnen und Wirtschaftsminister, bis zum 1. Dezember 2022 einen Vorschlag für eine solche Härtefallregelung vorzulegen.

– Auszug MPK-Beschluss vom 2. November 2022

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Über den Autor
Kathleen Händel

Kathleen Händel

Kathleen schreibt seit 2018 im Magazin von Unternehmenswelt und Zandura über die wichtigsten Business-Themen & Trends für Gründer & Unternehmer. Zuvor war Kathleen als Redakteurin für die Social Startup-Szene, verschiedene Stiftungen und Kommunikationsagenturen tätig.

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