Unternehmerstories 2020: Herausforderungen, Chancen & Tipps im Corona-Krisenjahr
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"Wir haben uns schon früh auf eine Kernkompetenz konzentriert, die Last Mile."
food.de ist seit 2011 dein Supermarkt im Netz mit taggleichem Lieferservice. Gründer Karsten Schaal hat das geschafft, was wenigen Anbietern im Online-Lebensmittelhandel gelingt:
Lebensmittel an sich sind unsexy und wenig besonders. Taggleiche Belieferung schaffen aber immer noch die wenigsten Anbieter, ganz zu schweigen von 120 Minuten-Belieferungen bei Lebensmitteln.
Bis auf den Küchentisch, ohne Verpackungsmüll als "Beitrag zu einer schöneren Art, miteinander zu leben" hat Schaal die Last Mile zum Kunden fest im Griff und sich so einen Vorsprung zur Konkurrenz gesichert.
In der Logistik kann man nur Geld verlieren, verdienen lässt sich eigentlich nichts auf der Last Mile. Hat man die aber im Griff, behält man den Ertrag aus den anderen Bereichen, wie Lebensmittel, Liefergebühren, Provisionen.
food.de gehört damit zweifellos zu den "Corona-Gewinnern". In Zeiten des Lockdown nutzen "deutlich mehr Kunden" das Angebot von Gründer und Unternehmer Schaal und besorgen sich auch ihre Lebensmittel online.
Im Interview mit Unternehmenswelt spricht Karsten Schaal über seinen Weg zum deutschlandweiten Lieferhelden, welche Tools ihn im Geschäftsalltag unterstützen und warum die Branche weitere "Achtungszeichen" auch 2021 erwarten kann.
"Unternehmen sollten nicht darauf warten, dass sich der eine gewollte Auszubildende oder Praktikant bei ihnen meldet."
Die Junior Akademie ist eine Ergänzungsschule rund um die MINT-Fächer. Als Experte für praxisorientiertes Lernen mit LEGO® Education und offizieller Regionalpartner der World Robot Olympiad in Schleswig-Holstein bildet Gründer Bernd Müller die Digital Natives von morgen.
Die Corona-Krise war und ist für das Tagesgeschäft des privaten Bildungsträgers ein zweischneidiges Schwert. Digitalisierung ist das Gebot der Stunde - digitaler Fernunterricht wird in steigender Anzahl praktiziert. Die Ressourcen und Kompetenzen hierfür sind in Deutschland aber auch nach dem Pandemiesommer immer noch erschreckend dünn ausgeprägt. Hier konnte die Junior Akademie helfen und als Unternehmen auch einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten:
Das war zum Teil nicht einfach, da keiner genau wusste, wie gehen die Schulen und die Ministerien mit den Bildungseinrichtungen um und ab wann ist ein normaler Präsenzunterricht in den Einrichtungen wieder möglich. Aber es hat auch Chancen geboten, z.B. haben wir Schulen helfen können, Unterrichte digital auszurichten und konnten sogar einige unserer eigenen Unterrichte über Plattformen wie Zoom gestalten.
Der Bedarf an einem digitalen Lernangebot für Schüler und interessierte Nachwuchstalente wird laut Müller auch in Zukunft weiter wachsen und nicht nur die Zielgruppe selbst profitiere davon, auch Unternehmen sollten wechselseitig stärker aktiv werden, wenn es darum geht, neue Nachwuchskräfte zu binden:
Wir sehen uns in Zukunft auch noch mehr als Bindeglied für Ausbildung und Studium. Unternehmen können unmittelbar von den Vorteilen profitieren, die ihnen gute Schüler mit praktischen Ansätzen bereiten. Bildung muss näher an Beruf und Studium sein und Unternehmen sollten nicht darauf warten, dass sich der eine gewollte Auszubildende oder Praktikant bei ihnen meldet, sondern dürfen gerne bereitwillig und interessiert auf die Schulen und Schüler zugehen und sogar unterstützen bei Projekten wie unseren.
Socialpreneur Bernd Müller gibt Einblicke in ein funktionierendes Geschäftsmodell auch in Krisenzeiten und erklärt, wie er in Zukunft z.B. als Coach für Unternehmen - auch im Ausland - noch weiter wachsen will.
Das Motto der "Apollo 13 Mission" ist unser Firmenleitspruch: "Aufgeben ist keine Option!"
Während die Koalition noch darüber berät eine Steuer auf den Online-Handel einzuführen, um verwaiste Innenstädte zu beleben, gehen Unternehmer wie Monika Keuchel von Aminata Kids bereits ihren eigenen erfolgreichen Weg. Seit 2014 exisitert ihr Label für hochwertige Kinderbettwäsche erhältlich im eigenen Amazon-Shop.
Wir lieben, was wir tun! Sehr detailverliebt und mit großer Hingabe gehen wir an die Entwicklung unserer neuen Designs.
In der Corona-Krise profitierte auch Aminata Kids vom E-Commerce Boom und den grundsätzlich guten Bedingungen eines barrierefreien Online-Handels.
Ganz generell hat der E-Commerce während Corona ja kräftig profitiert. In unserer Nische können wir zwar nicht von großartigen Umsatzzuwächsen sprechen – wahrscheinlich, weil Bettwäsche eben nicht zu den lebenswichtigen Produkten zählt, sondern man diese Käufe auch mal zurückstellen kann – insgesamt können wir aber keine allzu negativen Coronaerlebnisse melden.
Und wenn es trotzdem schwierig wird und mal nicht so läuft, erinnert sich die Unternehmerin gern an die Apollo 13 Mission und eine der ihrer Meinung nach wichtigsten unternehmerischen Eigenschaften:
Durchhaltevermögen und Konsequenz, Dranbleiben eben und nicht aufhören!
Im Interview mit Unternehmenswelt gibt Monika Keuchel Inspiration für interessierte Gründer im Online-Handel sowie für Frauen, die ihre Selbstständigkeit planen.
"Wenn du etwas machst, dann mach es richtig – ansonsten lass‘ es lieber."
RNO Consulting berät Unternehmen, die sich verändern und weiter wachsen wollen. Gründer Dr. Tobias Panne ist in diesem Zusammenhang der Faktor einer nachhaltigen Ergebnissicherung besonders wichtig:
Am meisten profitieren die Unternehmen von unserer Unterstützung, die sich systematisch weiterentwickeln und ihre Potentiale voll ausschöpfen wollen. Unsere Beratung zielt auf eine nachhaltige Veränderung des Denkens. Nur wer dazu ernsthaft bereit ist, wird es schaffen, auch langfristig der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein.
So ließe sich in der Erfahrung des Mentors und Beraters auch in Krisenzeiten "sehr viel erreichen und bewegen". Gehe man eine Sache indes "nur halbherzig" an, stelle sich zwangsläufig nicht der gewünschte Erfolg ein und "unnötiger Frust" sei die Folge.
Im Umgang mit Geschäftskunden und Partnern bemerkt Tobias Panne zwar keine grundlegende Verlagerung der Beratungsschwerpunkte, wohl aber einen "sprunghaften Anstieg an Unsicherheit", sei es durch Lockdown-Betroffenheit oder massive Veränderungen in den Lieferketten oder im Kundenverhalten:
Unsere Themenschwerpunkte – Unternehmensdynamik, Anpassungsfähigkeit und Risikomanagement – haben damit generell an Bedeutung gewonnen.
Zwar musste auch RNO Consulting im Zuge der Corona-Krise mit dem teils intransparenten "Krisenmanagement" der Bundesregierung Bekanntschaft machen, die Berater erkennen jedoch gleichsam die "komplexe Situation" an, in der sich Deutschland seit nun fast einem Jahr unter dem Eindruck der Corona-Krise befindet:
Über die Wirksamkeit bzw. Effizienz der einzelnen Maßnahmen lässt sich sicherlich streiten. Wir warten z.B. seit einem halben Jahr auf eine BAFA-Akkreditierung, aber wenn man sich der Komplexität der Situation bewusst wird, bin ich der Meinung, dass die Bundesregierung eine gute Figur abgibt.
Im Interview gibt Unternehmer und Coach Dr. Tobias Panne Hinweise, wie du dein Unternehmen im jeweils gewünschten Kontext durch effektives Change Management verändern kannst, um einen langfristigen Erfolg unter Mitnahme aller Beteiligten zu sichern.
"Ich rate Steuerberatern davon ab als "prüfende Dritte" Überbrückungshilfen zu beantragen bzw. nur in Verbindung mit einer Strafrechtsschutzversicherung."
2020 war und ist nicht nur ein Jahr der Krise, sondern auch beispielhafter Krisenhilfen. Corona-Schutzschirm, Konjunkturpaket, Kurzarbeit, Soforthilfen, Überbrückungshilfe I-III, KfW-Kapitalhilfen, Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und mehr. Viele Unternehmen profitieren gerade jetzt von einem in der Nachkriegsgeschichte einzigartigen Rettungsschirm aus nationalen und EU-Fördermitteln.
Die Kehrseite der Medaille: Vielfach komplizierte Antragsverfahren, verfehlte Bedarfserkennung und technisch verzögerte Auszahlungen sowie für viele Unternehmer das reale Damoklesschwert einer möglicherweise drohenden Insolvenz bei weiterhin unklarer Exit Strategie ab 2021.
Dass die Folgen der Pandemie in Q1 nicht abebben werden, zeigt schon ein Blick auf den Lockdown bis definitiv 10. Januar 2021. Und auch mit dem Start zum deutschlandweiten Impfprogramm ist das Virus im Frühjahr längst nicht besiegt. Wahrscheinlich eine auch im neuen Jahr andauernde Subventionierung zum Durchhalten deutscher Unternehmen verbunden mit der Hoffnung auf eine zeitnah einsetzende Konjunkturerholung.
Was viele Unternehmer und Soloselbstständige in dieser für sie anspruchsvollen Zeit noch nicht ausreichend berücksichtigen: Immer mehr Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlichem Subventionsbetrug sind in Deutschland anhängig. Wer 2020 einen Antrag auf Corona-Hilfen wie eingangs genannt gestellt und diese erhalten hat, muss mit dem prüfenden Blick der Behörden rechnen und im schlimmsten Fall mit einer polizeilichen Vorladung plus Haftbefehl, sollten vermeintliche Falschaussagen bekannt werden.
Das betrifft mich doch nicht
Das mag dich nicht betreffen, glaubst du, du hast doch in bestem Wissen und Gewissen deinen Antrag ausgefüllt und Nachweise vorgelegt? Ein Blick auf die Beweggründe der Ermittler zeigt die Bandbreite angezeigter Verdachtsfälle, die "versehentliche" Beweggründe nicht weniger hart ahnden.
Steuerberater Ralph Böttcher hat dies am eigenen Leib erfahren, als er sich dem Vorwurf ausgesetzt sah, gemeinsam mit 143 weiteren Beschuldigten Fördermittel in der unternehmerischen Beratung mutmaßlich veruntreut zu haben. Dass ihm als "dritter Säule des Rechtsstaates" dergleichen passieren könne, war für ihn vorher undenkbar. Dass er jetzt in U-Haft solle oder alternativ 20.000 Euro an seinen Strafverteidiger zahlen, für den Steuerberater keine Kleinigkeit:
Mein Glück war, ich hatte viel früher schon und eher zufällig eine Strafrechtsschutzversicherung abgeschlossen. Ich war sehr dankbar, dass ich dort anfragen konnte und auch eine Deckungszusage erhalten habe. Spätestens bei Haftantritt hätte ich sonst 20.000 Euro aus eigener Tasche und sofort überweisen müssen. (...) Das sind ausdrücklich Privatausgaben einschließlich der Umsatzsteuer. Da wäre auch keiner böse gewesen, hätte ich die nicht zahlen können. Ich wäre einfach inhaftiert geblieben und hätte mich nicht verteidigen können.
Bleibt die Frage, wie ein verurteilter Straftäter überhaupt als Steuerberater tätig sein kann und uns davon erzählt?
Ja, genau, das geht auch nicht. Aber ich bin ja da. Ich hatte geglaubt, dass sich im Zuge der Aufarbeitung des Verfahrens, das immerhin 13 Jahre gedauert hat, alles aufklären würde. Da war ich naiv. Das interessiert auch keinen.
Dieses bis dato fehlende öffentliche Interesse leitet der Unternehmer jetzt direkt an betroffene Zielgruppen und hat dadurch gleichzeitig eine neue Motivation für die Zukunft gezogen:
Ich will verhindern, dass jemand das erlebt, was ich erlebt habe. (..) Es muss sichergestellt sein, dass sich jeder professionellen Rat einholen kann, wenn man ihn "aus Versehen" inhaftiert. Das kannst du nur mit einer soliden Strafrechtsschutzversicherung. Eine rückwirkende Deckung ist wichtig, die alle strafrechtlichen Belange absichert, sofern du noch keine Kenntnis vom Ermittlungsverfahren hast und - ganz wichtig - die eine Verurteilung nach dem dolus eventualis bei nur einer Geldstrafe abdeckt.
164.000 Euro, 10 Tage Untersuchungshaft, 13 Jahre Strafverfahren: Seine persönlichen Erfahrungen mit der deutschen Justiz hat der Steuerberater und Unternehmer zuletzt in einem Buch veröffentlicht. Wir haben uns mit Ralph Böttcher für ein ausführliches Interview getroffen. Wie du dich bei möglichen Betrugsvorwürfen durch die Behörden verhalten solltest, erklärt der "unfreiwillige" Experte in unserer Unternehmerstory.