· Crypto-Technologie

Wie entsteht der Preis einer Crypto-Währung?

Als Nischen-Technologie 2009 gestartet genießt Bitcoin heute in vielen Teilen Kultstatus und ebnete maßgeblich den Weg für tausende Altcoins, die mittlerweile nicht nur Programmierern bekannt sein dürften, sondern gleichsam Investoren, Unternehmern und einer interessierten Öffentlichkeit.

Spätestens seit den mehrfach rasanten Kursanstiegen 2013 und 2017 ist der Bitcoin als Spekulationsobjekt im Visier. Dabei sind die Lager geteilt. Rasante Entwicklungen nach oben und unten werden gleichermaßen prophezeit. Wer hat Recht? - Wir werfen einen Blick auf Werte, Analysen und Meinungsbildung am Crypto-Währungsmarkt!

Aktuell zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Artikels steht der Crypto-Riese Bitcoin bei knapp 6.400 USD je Coin. Kaum mehr vorstellbar, dass zu Beginn des Handels vor einigen Jahren wenige Glückliche oder sollte man sagen Visionäre? mit nahezu lächerlichen zweistelligen Beträgen in die Crypto-Währung investierten und diese sie reich gemacht hat. Einige Volatilitätssprünge und Börsenhacks später mögen sich aktuell jedoch der eine oder andere fragen, wie es dazu überhaupt kommen konnte und wohin die Reise noch geht.

Eine Reise in die Geschichte – Die Amsterdamer Tulpenblase 1637

Wenn es um den Handel mit „Werten“ geht bzw. um die Frage, welchen Wert wir Dingen beimessen, lohnt sich ein Blick in die Finanzgeschichte. Im 16. Jahrhundert wurden erstmals Tulpenzwiebeln aus der Türkei nach Westeuropa importiert. Sie erfreuten sich wachsender Beliebtheit und man begann ab dem 17. Jahrhundert erste Züchtungen, die rasant im Wert anstiegen. 1623 kostete die Sorte „Semper Augustus“ schon 1.000 Gulden.

10 Jahre später jene der „Semper Aurora“ schwindelerregende 5.000 Gulden. Die Tulpenzwiebel als Statussymbol und sukzessives Spekulationsobjekt kostete zu Spitzenzeiten 10.000 Gulden. Man konnte gar Optionsscheine an Tulpenzwiebelanteilen erwerben. Immer mehr Menschen investierten und immer mehr Züchtungen wurden gehandelt. Bis am 7. Februar 1637 in Amsterdam die Blase platzte und es zu wenig Käufer für die Tulpen gab. Die Preise stürzten und mit ihnen ganze Anlagestrategien. Kurz darauf schritt die niederländische Regierung ein und erklärte Tulpenzwiebeln zu gewöhnlichem Handelsgut, dass bar bezahlt werden müsse.

Bitcoin – die Crypto – Tulpe?

Was hat die Amsterdamer Tulpenblase mit dem Bitcoin zu tun und hat sie das überhaupt?! Man kann die Ereignisse von damals sicher nicht eins zu eins auf heutige Börsenaktivitäten anwenden, aber die Mechanismen kollektiver Meinungsbildung lassen sich in Teilen durchaus abbilden.

Um das prominente Beispiel Bitcoin fortzufahren: Man könnte positiv und sinnbildhaft aus der Sicht des Anlegers Bitcoin als die „erste importierte Crypto-Tulpe“ bezeichnen, das Original sozusagen, die mittlerweile mit Ethereum und Ripple „Züchtungen“ der zweiten Generation den Weg geebnet hat, mit Cardano  und Tether gar solchen der 3. Crypto–Generation.

Die hinter Bitcoin stehende Blockchain–Technologie eint alle programmatischen Systeme mit jeweils spezifischem Anwendungsfokus. An dieser lässt sich abseits vom Blasen–Vorwurf auch der immer wieder geforderte tatsächliche Wert im Sinne einer Kapitalisierung der Crypto–Währungen ausmachen – ein bedeutender Unterschied zwischen den Amsterdamer Tulpenzwiebeln in den Vorgärten der Elite und der arbeitsoptimierenden Blockchain auf dem Server internationaler Konzerne. Dennoch kommt man nicht umhin sich zu wundern, vergleicht man die Aussagen auf beiden Seiten veritabler Instanzen hinsichtlich Preis und Preisentwicklung am Crypto–Währungsmarkt:

Eine Genealogie der Crypto–Analysten

Im Mai 2018 anlässlich der Anlegerversammlung der Berkshire Hathaway Holdinggesellschaft machte Warren Buffett aus seiner Abneigung zu Bitcoin keinen Hehl.

Der Großaktionär bezeichnete den Handel mit Bitcoin als „Handel der Scharlatane“ mit Nonsenswerten. Kurze Zeit später widersprach Apple Co-Founder Steve Wozniak ihm indirekt, als er anlässlich des We are Developers–Kongress in Wien die hinter Bitcoin stehende Blockchain–Technologie als die „nächste große IT–Revolution“ bezeichnete.

Yoni Assia, CEO der Crypto–Börse etoro, wurde im Juni noch konkreter und verlautbarte: „Bitcoin Aktien jetzt zu verkaufen, ist wie Apple–Aktien 2001 zu verkaufen.“ Das passt zu der kurz vorher erschienenen Analyse der Fundstrad Global Advisors Thomas Lee und Sam Doctor, die auf Basis der Bitcoinpreis/Mining– Gewinnschwellenmetrik eine Preisprognose für Bitcoin von bis zu 36.000 USD zum Ende des Jahres 2019 voraussagen.

Ganz entgegen gesetzt äußern sich vorerst abschließend der Nobelpreisträger und Ökonom Joseph Stiglitz gemeinsam mit ehemals Chef-Ökonom des IMF (International Monetary Fund) Kenneth Rogoff. Sie prophezeien für Bitcoin einen Kurssturz bis unter 100 USD in 10 Jahren maßgeblich bedingt durch staatliche Regulierungen, die beide hauptverursachend sehen. Dieser letzte Punkt erinnert uns an die Bemühungen der niederländischen Regierung im analogen Crypto–Zeitalter. Einen Vergleich beider Positionen mit ihren konkreten Bezifferungen der Preissteigerung bzw. des Preisverfalls finden Sie hier und hier auf cointelegraph.com.

Wenn es keinen unmittelbaren Wert an sich gibt, wie wird er dann ermittelt? - Meinungsbildung am Crypto–Währungsmarkt

Börse ist Spekulation. Aus einem Meer an Nachrichten, Meinungen, Trends, Bilanzen und Kurs- Gewinn–Analysen bilden sich tagtäglich neue Preiskurven am Markt, die im Falle der Crypto–Währungen und hier besonders bei Bitcoin zu Recht als extrem volatil kritisiert werden.

Hier ist abseits der oben beschriebenen stark differierenden Preisprognosen prinzipiell sicherlich ein Bezug zu Sicherheitsproblematiken an den jeweiligen Crypto–Börsen zu sehen, die immer wieder von Billionen schweren Hacks betroffen sind im Zuge derer die Märkte taumeln.

Der Vorwurf unlauterer Methoden kommt allerdings nicht nur von extern, wie wir im Falle der möglichen Bitcoin–Preismanipulation durch die Crypto–Währung Tether gesehen haben. Prinzipiell unterscheiden sich der Crypto – Handel und jener mit „analogen“ assets hinsichtlich der Preisbildung gar nicht so sehr.

Das Bonmot des „fait accompli“, das bereits Andre Kostolany als Basis jeglicher Börsenspekulation prägte, gilt gleichermaßen. Demnach werden auf eine gewisse Handelsspanne Ereignisse/Wertsteigerungen/Unternehmensumsätze prognostiziert bzw. spekuliert.

Im Zuge dieser Meinungen und Analysen entwickelt sich ein Kurs durch Zukäufe im Falle positiver Antizipation und Verkäufe bei negativem Output. Tritt das Ereignis, das man prophezeit hatte, ein, spricht man vom „fait accompli“ - der vollendeten Tatsache.

Anschließend fallen oder steigen die Kurse wieder in prinzipieller Abhängigkeit von der jeweiligen Grundannahme bzw. durch Gewinnausschüttungen bis eine neue Spekulationsanalyse zum Tragen kommt.

Es scheint sich also zu bewahrheiten, dass bei derartiger Meinungsbildung am Markt die eigene solide Recherche in möglicherweise Zukunfts–Werte das Analystensprech zwingend ergänzend sollte. Diese gepaart mit Kostolany´scher „Hartgesottenheit“ scheint immer noch die beste Methode zu sein, um auch kleine Werte schöpfend einzusetzen. Einmal mehr scheint daher im Dschungel der Experten – Meinungen die alte Frankfurter Börsianer – Weisheit zu gelten:

„Das Geld macht man an der Börse nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Sitzfleisch“

Über den Autor
Kathleen Händel

Kathleen Händel

Kathleen schreibt seit 2018 im Magazin von Unternehmenswelt und Zandura über die wichtigsten Business-Themen & Trends für Gründer & Unternehmer. Zuvor war Kathleen als Redakteurin für die Social Startup-Szene, verschiedene Stiftungen und Kommunikationsagenturen tätig.