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Mutmacher Story: Timo Siegmann von Timo-Kochtlive

Als Koch mit Catering-Service und Kochschule hat Timo Siegmann aus München derzeit mit gravierenden Umsatzeinbußen zu kämpfen: „Das ist wohl die schwierigste Situation, die es für mich je gab.“ Er hofft nun auf staatliche Unterstützung, um sein ambitioniertes Geschäft fortführen zu können.

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Timo Siegmann von Timo-Kochtlive

Hallo Timo, wie ist es dir ergangen - welche unmittelbaren Auswirkungen hat die aktuelle Corona-Krise auf dein Unternehmen und Tagesgeschäft?

Sehr starke. Die Kochschule sowie das Catering haben seit Anfang März 100% Umsatzrückgang. Als die ersten Messen in Berlin abgesagt wurden, haben meine Auftraggeber alle Veranstaltungen storniert. Kochkurse bucht schon seit Ende Februar keiner mehr. Dadurch habe ich keinerlei Einnahmen.

Fühlst du dich von der Bundesregierung ausreichend unterstützt in der Bewältigung dieser gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen auf dein Unternehmen?

Das kann ich noch nicht sagen. Ich habe finanzielle Unterstützung beim Land Bayern beantragt. Eine Antwort oder Geld sind noch nicht gekommen. Für mich ist aktuell jeder Tag eine Lotterie und ein Warten auf eine Antwort oder Überweisung vom Land Bayern.

Was genau wünschst du dir jetzt vom Gesetzgeber und allen für Unternehmer relevanten nachgestellten Behörden?

Erstmal dass das Geld schnell auf mein Konto kommt. Sonst schaut es ganz schnell ganz schlecht aus für mich und für viele andere auch. Auch über Mehrwertsteuer- oder sonstige Vergünstigungen sollte man nachdenken für die Zeit nach der Krise.

Die Kosten laufen weiter, aber man hat keine Einnahmen. Das ist ein Desaster. Und wer glaubt, danach hole man die Einbußen wieder rein, der hat weit gefehlt. Gerade in der Gastronomie geht das nicht: Man geht nur einmal an einem bestimmten Abend essen, oder man hat ein Catering an einem besonderen Tag. Mehr Umsatz kann man also im Nachhinein nicht generieren. Außerdem haben die Leute jetzt Angst um ihren Arbeitsplatz. Das Geld wird auch künftig erstmal nicht so locker sitzen.

Und was glaubst du, wie es deinem Unternehmen in sechs Monaten wirtschaftlich gehen wird? Deine Prognose ist wahrscheinlich eher pessimistisch, oder?

Aktuell macht mir die Lage wirklich große Sorgen. Ich versuche positiv zu bleiben und hoffe auf viele Aufträge von Firmen für Events, aber ob es wirklich so kommt? Ich bezweifle es aktuell sehr. Wenn keine Messen stattfinden, gibt es weniger Veranstaltungen. Ich habe zudem viele Firmenkunden, die ihre Kunden und Geschäftspartner weltweit einfliegen lassen für Konferenzen und Meetings. Auch das wird es in naher Zukunft nicht geben.

Erkennst du trotzdem - wenn auch kleine - Chancen? Siehst du neue Wege oder neue Herangehensweisen, die du aufgrund der Corona-Krise als Unternehmer jetzt verstärkter wahrnimmst?

Leider sehe ich da für mein Unternehmen wenig Chancen.

Du siehst also im Grunde keinerlei Möglichkeiten, im Tagesgeschäft auf die derzeitigen Beeinträchtigungen konstruktiv zu reagieren?

Aktuell kann ich nichts tun und anbieten, was Umsatz generieren könnte. Ich versuche jetzt, mein Büro neu zu sortieren und meinen Internetauftritt sehr präsent zu gestalten.

Wie kommunizierst du deinen Kunden die besondere Ausnahmesituation?

Da meine Kunden normalerweise auf mich zukommen, eigentlich gar nicht. Wenn ich weiß, dass ich meine Dienstleistung wieder anbieten kann, werde ich eventuell einen Newsletter schreiben. Ich habe mich auch bei der Aktion SupportYourLocal angemeldet und hoffe hier zumindest auf Gutscheinverkäufe.

Nehmen digitale Tools aktuell einen größeren Stellenwert ein und wenn ja, welche? Bekommt Digitalisierung für dich und dein Geschäftsmodell einen neuen Stellenwert?

Ich bin sehr präsent auf Facebook, Instagram und hin und wieder auf Twitter. Ich habe aber den Eindruck, dass meine Kunden hier nur sehr wenig unterwegs sind.

Rückblickend auf deine bisherige Selbstständigkeit und ihr unternehmerisches Risiko - Ist die Corona-Krise dein schwerster Meilenstein oder gab es Ereignisse, die für dich ähnlich gravierende Bedeutung hatten?

Das ist wohl die schwierigste Situation, die es für mich je gab. Und wenn man ehrlich ist: Das hätte sich keiner in dieser Art und Weise vorstellen können, denke ich.

Hast du trotzdem einen Rat, den Du anderen Gründern und Unternehmern für ihr Krisenmanagement mit auf den Weg geben möchtest?

Das ist sehr schwierig, da jedes Unternehmen anders funktioniert. Wenn möglich, sollte man einen neuen Unternehmenszweig kreieren in dieser Situation, in meinem Bereich zum Beispiel auf Essen to go setzen.

Außerdem definitiv versuchen, die Fixkosten zu senken: Kurzarbeit anmelden, mit dem Vermieter sprechen. Und sich Gedanken machen für die Zeit nach der akuten Krise: Wie starte ich wieder voll durch, um diese schwere Zeit einigermaßen gut hinter mir zu lassen.

Danke für deine Offenheit, Timo. Wir wünschen dir alles Gute für den Fortbestand deines Unternehmens!

Wir haben euch Timo-Kochtlive im Sommer 2019 bereits ausführlich vorgestellt. Hier kannst du das ursprüngliche Interview mit Timo nachlesen. 

So kannst du Timo und Timo-Kochtlive erreichen

Hier geht´s zur Website:

Timo-Kochtlive

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Über den Autor

Iris Kirchhoff

Ich bin seit Anfang 2020 im Redaktionsteam der unternehmenswelt.de, wo ich mich vorrangig um die Unternehmerstories kümmere. Ich habe selber 13 Jahre lang einen inhabergeführten Einzelhandel verantwortet und weiß, wie der Alltag eines Unternehmers aussieht. Schreiben kann ich, weil ich nach meinem Studium der Filmwissenschaften, American Cultural Studies und Publizistik als Pressereferentin und Texterin für deutsche und internationale Unternehmen tätig war.