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Führungskompetenz in Krisenzeiten: Arbeitgeber Tipps

Das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Kampfgeist, es schwindet im dritten Lockdown. So schwörst du dein Team trotzdem auf den Krisenendspurt ein. "Harte Zeiten" stehen bevor, wer wüsste das nicht längst, "bis Ostern". Wann war Ostern noch mal? Trotz Erschöpfungserscheinungen unter Arbeitgebern und ihren Mitarbeitern gilt es jetzt, nicht minder entschlossen zu führen.

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Zuhören, Verstehen & Motivieren

So bekämpfst du die Folgen der "Pandemie-Müdigkeit" im Unternehmen

Wir erinnern uns an die Nachrichten aus Bergamo und die ersten Erfahrungen mit einem nationalen Lockdown, der in Deutschland Mitte März 2020 seinen Anfang nahm. Die Bereitschaft zur Solidarität mit den Maßnahmen und in der Gesellschaft schienen selbstverständlich. Fast ein Jahr später häufen sich unter Führungkräften Begriffe wie "Pandemie-Müdigkeit" oder "Unschärfe von Arbeit und Leben", die zeigen, wie sich die Wahrnehmung der "neuen Normalität" verändert hat.

Das ist menschlich in einer solchen für Deutschland neuen Situation und nicht ansatzweise mit der vielzitierten Wirtschaftskrise 2008/09 zu vergleichen. Für viele Gründer und Unternehmer bedeutet die gegenwärtige Situation vorallem einen "Verlust an Entscheidungsfreiheit, Entschlossenheit und Energie". 

Notfallreaktion nach erstem Lockdown weicht psychischer Ausdauer

Psychologisch spricht man von Schock- und Gefahrenabwehr-Reaktionen, die dazu führen, dass wir bei plötzlichen Unsicherheiten sehr wachsam werden, um eine Bedrohung effizient abzuwenden. Adrenalin wird frei, Anspannung und Kampfgeist stärken unsere Wachsamkeit. Im ersten Lockdown in Q1 2020 war davon unter allen Beteiligten von Politik und Wirtschaft noch viel zu spüren. 

An ein schnelles V denkt 10 Monate später wohl kaum jemand mehr. Die "harten Wochen", die politische Entscheider ankündigen, mehren sich. Diesmal bis Ostern (4. April 2021).

In der jetzigen Phase der Krise sind andere Fähigkeiten gefragt, um widerstandsfähig zu bleiben und ein Team gleichbleibend zu motivieren. Die zweite Welle erfordert Beharrlichkeit und Ausdauer oder sogar Trotz gegen die Zufälligkeit, Düsternis und allgemeinen Belastungen der Pandemie. Deine wesentliche Aufgabe als Chef oder Führungskraft besteht darin, die größten Herausforderungen im laufenden Geschäftsjahr zu identifizieren und dann die Fähigkeit psychologischer Ausdauer zu nutzen, um diese Ziele gemeinsam im Team zu erreichen. Schwör deine Mitarbeiter auf das Danach ein. 

Nutze z.B. bessere Bedingungen für die Weiterbildung von Beschäftigten, um die Kernziele deiner Unternehmensstrategie zu erreichen und motiviere gleichzeitig Mitarbeiter in Kurzarbeit sich weiter zu qualifizieren, am Unternehmen teilzuhaben und dieses weiter voranzubringen.

Zuhören. Verstehen. Motivieren: Führungskompetenz in Krisenzeiten

Die Interaktion mit deinem Team in Krisenzeiten, z.B. bei Betriebsschließungen, unter Kurzarbeitbedingungen oder im coronabedingten Home-Office baut im Grunde auf drei Eckpfeilern auf:

  1. Dringlichkeit gegenüber Wichtigkeit abwägen
  2. Gleichgewicht aus Empathie und Zusammenhalt praktizieren
  3. Neue Wege finden, um dich selbst und dein Team täglich zu motivieren

Dringlichkeit vs. Wichtigkeit abwägen

Was unter "normalen" Geschäftsbedingungen wie ein Allgemeinplatz anmutet, wird nach fast einem Jahr Corona-Krise zur täglichen Herausforderung. In vielen Branchen herrscht Planungsunsicherheit. Der dritte Lockdown sieht einem noch ungewissen Ausgang entgegen. Veranstaltungen, Messen weiterhin abgesagt.

Trotz Stillstand oder Lähmung im Tagesgeschäft und der möglichen Tendenz zum Abwarten der Pandemie, sollten Unternehmer ihre ursprünglichen Pläne oder Investitionsvorhaben nicht aus den Augen verlieren. Du kannst hier sogar aus der Not eine Tugend machen und steuerliche Erleichterungen für während der Krise begonnene Investitionen nutzen.

Auf Digital Jetzt findest du zudem ein laufendes Auslosungsverfahren, das mit etwas Glück deine digitalen Investitionen fördert - als anteilige nicht rückzahlbare Zuschüsse bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten und maximal 100.000 Euro.

Handle, bevor du verhandelt wirst 

Die Konsequenzen einer abwartenden Haltung sind oft größer, als wenn du risikobereit agierst bzw. dem jeweiligen Druck standhalten kannst (Resilienz). Dafür musst du gleichbleibend nüchtern auch in anspruchsvollen Situationen zu handeln imstande sein. 

Es ist besser zu handeln und eine Entscheidung zu treffen, als nicht zu handeln. Mit anderen Worten, die Konsequenzen sind oft größer, wenn Sie sich entscheiden, nicht zu handeln, als wenn Sie handeln. Risikobereitschaft ist Voraussetzung dafür, unter Druck oder in anspruchsvollen Situationen handeln zu können.

- Zitat eines NATO-Offiziers aus Battle Mind: How to Navigate in Chaos and Perform Under Pressure

Zwar herrscht aktuell der dritte Lockdown, doch das sollte besonders Unternehmer und Arbeitgeber nicht dazu verleiten, ihre Prioritäten abseits Corona-Krisenmanagement aus den Augen zu verlieren. Die Aussage "Wenn Covid-19 (das Dringliche) vorbei ist, werden wir das Problem (das Wichtige) angehen." ist tückisch.

Überlege stattdessen gemeinsam mit deinen Mitarbeitern, wie du "eine kurzfristige Dynamik in langfristige Vorteile" umwandeln kannst. Welche Schritte kannst und musst du sogar jetzt unternehmen, um dir nach der Pandemie Wettbewerbsvorteile zu sichern? Nie war der individuelle Fahrplan für die Digitalisierung deines Unternehmens wichtiger, wenn Marketing und Vertrieb deines Angebots fast nur noch online stattfinden kann.

Gleichgewicht zwischen Mitgefühl und Zusammenhalt praktizieren

"Pandemie-Stress", soziale Isolation und Einschränkung der Bewegungsfreiheit sind einige Phänomene die sich nicht nur unter Querdenkern häufen. Psychologisch betrachtet bildet die Last Mile der Pandemie die größten Herausforderungen. Andauernde Kurzarbeit, Doppelbelastung im Homeoffice mit Kindern u.v.m. Zum jetzigen Zeitpunkt der Krise sind grundsätzlich Bedingungen vorhanden, die zu Depressionen, Einsamkeit und Angst führen können.

Als Chef ist es deine Aufgabe sowohl Empathie zu zeigen, als auch das große Ganze zusammenzuhalten, um Sicherheit zu bieten. Das kann z.B. das eigene Äußern von Unbehagen sein, das Nähe stiftet und Mitarbeitern das Gefühl gibt, ihre Ängste ohne Geringschätzung äußern zu können. Teilen verbindet.

Ein anderer Ansatz könnte sein, jedem im Team das Gefühl zu geben, "gut genug" zu sein. Dabei geht es nicht in erster Linie um erledigte Aufgaben, sondern um menschliche Qualitäten, die Rolle des Einzelnen in der Gruppe. Dies reduziert Angstzustände und Fehlschätzungen. Mitarbeiter sind produktiver, wenn ihnen in unsicheren Zeiten der Rücken gestärkt wird. 

Mitgefühl muss jedoch mit Stabilität  in Einklang gebracht werden. Gute Chefs haben die Fähigkeit zu beobachten und zu absorbieren, was um Sie herum vor sich geht und gleichzeitig ein Gefühl der Stabilität zu vermitteln. Stabilität entsteht, wenn man Grenzen setzt, die Messlatte höher legt, den Druck auf dem optimalen Niveau hält und sich gegenseitig hilft, aus Selbstmitleid und Laune herauszukommen.

Jeden Tag für Inspiration und Motivation sorgen

Ich bin überrascht, dass es im Moment am schwierigsten ist, meine eigenen Gedanken zu verwalten.

- CEO eines Dax-Unternehmens 

Wir erkennen die steigenden Infektionszahlen, lesen die Todesraten und im persönlichen Umfeld wird das Corona-Virus plötzlich öfter greifbar. Gleichzeitig signalisiert der - wenn auch stockende - Impftstart das Erreichen der letzten Meile bis zur Kontrolle über die Pandemie.

Der Faktor Dringlichkeit und das Handeln unter Hochdruck schwinden trotzdem. Wir haben uns einfach an die "neue Normalität" gewöhnt. Sätze wie "Wir müssen uns zusammenreißen" oder "Wir werden das durchstehen" rütteln nicht aus der "Pandemie-Müdigkeit". Deshalb ist die dritte Herausforderug für Arbeitgeber ihre Mitarbeiter jeden Tag zu motivieren, um die Krise mit Schwung und Kampfgeist zu nehmen. Die LEGO Gruppe hat das Ziel "Jeden Tag mit Energie versorgen" kurzum als zentrales Führungsprinzip definiert.

Auch kleine Unternehmen können Abwechslung in ihren Corona-Alltag bringen. Es gibt viele Möglichkeiten, Energie zu tanken: Erfolgsgeschichten teilen, Wettbewerbe veranstalten, lange Projekte in Sprints aufteilen, neben der betrieblichen auch die private Kommunikation fördern. Den Flurfunk in den After Work Chat verlagern z.B., im Winter immerhin nicht die schlechteste Alternative.

In diesem Sinne: Bleib Gesund und gib auf dich und deine Verbündeten Acht.

Battle Mind Strategien: Wieviel Kampfgeist steckt in dir?

Die eingangs exemplarisch aufgezählten Handlungsempfehlungen für mehr Führungskompetenz in Krisenzeiten basieren auf den Ausführungen von Dr. Merete Wedell-Wedellsborg. Sie sind unter dem Titel "How to Lead When Your Team Is Exhausted — and You Are, Too" in der Harvard Business Review erschienen.

Wedell-Wedellsborg hält einen Ph.D in Betriebswirtschaft von der Copenhagen Business School sowie einen Master in Klinischer Psychologie von der University of Copenhagen. Sie berät Unternehmen in ihrer eigenen Praxis und ist als Autorin tätig, u.a. von "Battle Mind: How to Navigate in Chaos and Perform Under Pressure". 

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Über den Autor
Kathleen Händel

Kathleen Händel

Kathleen schreibt seit 2018 im Magazin von Unternehmenswelt und Zandura über die wichtigsten Business-Themen & Trends für Gründer & Unternehmer. Zuvor war Kathleen als Redakteurin für die Social Startup-Szene, verschiedene Stiftungen und Kommunikationsagenturen tätig.