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Wie gesund ist Ihr Coin? - Das neue Ratingsystem für Crypto-Währungen von Coinmarketcap

Bis zu 90% aller Crypto-Börsen sollen laut aktueller Untersuchung von The Tie ihr Handelsvolumen fälschen. Die verlässlichen Schlaglichter Kraken, Coinbase oder Binance sind zwar nicht darunter. Die überdurchschnittliche Zahl betrügerischer Aktivitäten in der Crypto-Handelssphere ist letztlich aber auch für jene ein Image-Problem. Wir werfen einen Blick auf gefälschte Zahlen, Wash Trading und die Rolle von Ranking-Spezialist Coinmarketcap. Mit dessen neuem Analysetool – dem Fundamental Crypto Asset Score soll nämlich genau die veritable Potenz einzelner Cryptoprojekte besser abgebildet werden können.

Die prominenteste Plattform zur Nachverfolgung der Kapitalisierung von Crypto-Währungen ist Coinmarketcap. Alle 5 Min. aktualisiert, liefert sie Informationen über alle digitalen Währungen, die an mindestens einer öffentlichen Börse gehandelt werden und deren Handelsvolumen über Null liegt. So entsteht ein Rankingsystem der kapitalstärksten Crypto – Währungen in absteigender Reihenfolge. Dass dieses Ranking der traffic-stärksten Rating-Website der Crypto-Wirtschaft auf teils massiv gefälschten Handelsdaten einiger Branchenakteure basiert, hat nun ein Bericht der Analysten von The Tie ans Licht gebracht. Die Verantwortlichen bei Coinmarketcap können hierfür sicher nichts und dennoch sehen Branchenführer wie Binance CEO Changpeng Zhao einen nicht unerheblichen Zusammenhang.

Wash Trading, Bots und „Bläh-Exchanges“ - Ein digitales Minenfeld der Glaubwürdigkeit

Blockchain Transparency hat bereits im vergangenen Jahr mit seiner Advisory List für Aufmerksamkeit gesorgt. Diese ist das Ergebnis einer Untersuchung der Top-25-Bitcoin-Handelspaare, die auf Coinmarketcap gelistet sind und denen ein „stark“ aufgeblähtes falsches Handelsvolumen als Ergebnis von Wash Trading an den entsprechenden Handelsplätzen nachgewiesen wurde. Mehr als 80% der untersuchten Top-25-Bitcoin-Handelspaare, die auf CMC gelistet sind, wurde Manipulation nachgewiesen.

Wash Trading bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Händler oder Bots Token kaufen oder verkaufen unter der Prämisse, ein letztlich gefälschtes Interesse an diesen Werten zu suggerieren und das Handelsvolumen künstlich aufzublähen. In letzter Konsequenz führt dies zu gesteigerten Gebühren-Einnahmen der so agierenden Börsen, die laut Blockchain Transparency "lediglich existieren, um Gebühren zu erheben, während ihre Bots ihre Börsen betreiben". Immerhin 80-90% des Traffics an Crypto – Börsen ist auf einen ursächlichen Aufruf des CMC-Rankings zurückzuführen. Dieser an sich positive Umstand wird für Coinmarketcap rückwirkend nun allerdings zum Image Problem.

Fast 90% der Handelsvolumina an Crypto-Börsen sind gefälscht laut The Tie-Studie vom März 2019

The Tie hat den Vorwurf des Wash Trading an Crypto-Börsen aktuell nun weiter erhärtet. Die Analysten konnten unter Inbezugnahme verifizierter Vergleichsdaten beispielhafter Börsen wie CoinbasePro, Gemini, Poloniex, Binance oder Kraken die angegebenen Handelsvolumina von insgesamt 97 untersuchten Crypto-Börsen überprüfen und stellten dabei hohe Diskrepanzen zwischen den jeweils angegebenen Werten und den tatsächlich ermittelten fest. Branchen-Primus Binance und dessen CEO CZ sieht hier bei Coinmarketcap eine Teilverantwortlichkeit:

„CoinMarketCap ist die bedeutendste Webseite in der ganzen Branche und der entscheidende Ankerpunkt für alle Kryptobörsen. Einen hohen Rang bei CMC zu erzielen, ist wichtig, um neue Kunden zu bekommen. Wenn dazu Zahlen gefälscht werden, wird jedoch die GLAUBWÜRDIGKEIT ZERSTÖRT, die die Branche so dringend braucht.“

2019 mehr Credibility durch Coinmarketcap-Analysetool - der Fundamental Crypto Asset Score

Coinmarketcap ist unterdessen aktiv für eben jene geforderte Glaubwürdigkeit einzustehen. Mit seinem jüngst neu hinzugefügtem Rating-Tool – dem Fundamental Crypto Asset Score – können Nutzeraktivität, Entwicklerverhalten und Marktreife einzelner Crypto-Projekte untersucht werden. Die so ermittelten Werte bilden aufaddiert schließlich „a single, consistently comparable value for measuring cryptocurrency project health.“ Unterstützt von Coinbase und den VC-Unternehmen Digital Currency Group und True Ventures hat CMC den neuen Score nun erstmals in sein Rating implementiert

Nutzeraktivität, Entwicklerverhalten und Marktreife als einzelne Benchmarks des FCAS

Wieviele Nutzer sind im Netzwerk wie oft aktiv? Welche Wallets werden wie frequentiert? Wie steht es um Code-Änderungen/-Verbesserungen innerhalb der Projekt-Community in entsprechenden Arbeitsgruppen auf Plattformen wie GitHub? Welches Marktrisiko besteht hinsichtlich der jeweiligen Liquidität, Preisveranschlagung und Umlaufversorgung? - Die kombinierte Beantwortung dieser und weiterer Fragen aus den drei genannten Kernbereichen ergibt letztlich den „Crypto-Gesundheits-Score“, der Aufschluss darüber geben soll, wie nachhaltig die so untersuchten Projekte tatsächlich sind. Auf einer Skala von 0-1000 Gesundheitspunkten zeigt sich aktuell in der Crypto-Top10 ein ausgewogenes Verhältnis, innerhalb dessen Bitcoin zu Redaktionsschluss mit 888 Punkten knapp hinter Ethereum mit 911 Punkten und etwas abgeschlagen Ripple mit 754 Punkten vorzufinden sind.

Nutzeraktivität und Entwicklerverhalten mit Priorität in der Bewertung; Marktreife ist nachgestellt

Mit seinem neuen Analysetool kann Coinmarketcap Nutzern seiner Website sicher besonders im Meer der mitunter zweifelhaften Altcoin-Projekte einen weiteren Benchmark zur Seite stellen. Ein großes Interesse an einem neuen Projekt durch massiven Nutzerzuwachs kann so für Investitionsfreudige kenntlich gemacht werden. Kontinuierliche Entwickleraktivität stehen stellvertretend für ein nachhaltiges Projekt und entgegen lediglich punktueller Aktivität vor z.B. dem Launch einer neuen Crypto-Währung.

Legt man nun in Zukunft noch mehr Wert auf Faktoren der Marktreife bzw. baut diesen Teilscore weiterhin aus, ließen sich Rückschlüsse auf Handelsplatz-Manipulationen außerdem verstärkter einbeziehen.

Über den Autor
Kathleen Händel

Kathleen Händel

Kathleen schreibt seit 2018 im Magazin von Unternehmenswelt und Zandura über die wichtigsten Business-Themen & Trends für Gründer & Unternehmer. Zuvor war Kathleen als Redakteurin für die Social Startup-Szene, verschiedene Stiftungen und Kommunikationsagenturen tätig.

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