Coworking als Strukturmaßnahme und das "Recht auf Home Office"
Coworking als Strukturmaßnahme: Digitale Dörfer, SmarteLandregionen und die Initiative CoWorkLand
Damit ländliche Regionen der Abwanderung entgegenwirken und Ihre Bewohner sowie ansässige Unternehmen in Zukunft halten können, haben Bund und Länder bereits einige Initiativen gestartet. Im Rahmen des Projekts “Digitale Dörfer” erprobt die rheinland-pfälzische Landesregierung gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Software Engineering (IESE) digitale Anwendungen in ausgesuchten Kommunen. In Betzdorf-Gebhardshain klappt das schon ganz gut. Hier werden eigene Breitbandnetze gelegt, man kommuniziert digital via “Dorffunk”-App und testet gemeinsam neue Technologien.
Auch die Bundesregierung ruft 2019 deutschlandweit Kommunen auf sich als SmarteLandregion zu bewerben. Mit dem Modellvorhaben will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE) bis zu sieben Landkreise bei der Entwicklung und Umsetzung digitaler Lösungen im ländlichen Raum unterstützen. Das IESE als technologischer Partner ist ebenfalls mit an Bord.
Im Mittelpunkt des Modellvorhabens stehen:
- die Erprobung/Einführung digitaler Dienste in ländlichen Landkreisen zur Verbesserung der Daseinsvorsorge,
- die Erprobung/Einführung einer vernetzenden Plattform,
- die Entwicklung einer klaren inhaltlichen Strategie zur Digitalisierung in jedem teilnehmenden Landkreis,
- der Kompetenzaufbau im Bereich Digitalisierung,
- Gewinnung und Transfer von Erkenntnissen über die Potenziale der Digitalisierung für die Stärkung ländlicher Räume.
Die Initiative CoWorkLand untersucht seit 2018 In Norddeutschland mit PopUP-Coworking Spaces in unterschiedlichen Regionen, welcher Bedarf konkret in den Kommunen besteht. Ziel des Projekts ist es neue, produktive Netzwerke zwischen Wissensarbeitern und Handwerkern, Landwirten und anderen Selbständigen auf dem Land zu etablieren. Diese Netzwerke sollen dann innovative und nachhaltige Lösungen für die Energiewende, Agrarwende, postfossile Mobilität oder neue Wohnkonzepte entwickeln. Dies entspricht der aktuellen Einschätzung des RKW-Kompetenzzentrums zu den besonderen Gründungschancen in ländlichen Regionen und wie diese gefördert werden können.
Der saarländische Grünen-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Markus Tressel und die stellvertretende Landeschefin Jeanne Dillschneider fordern in einem Papier umfassende Strukturmaßnahmen zur Förderung von Coworking Spaces in ländlichen Regionen. Die Schaffung flexibler Arbeitsinfrastruktur soll Teil der Raumordnungspolitik werden. Ganz konkret fordern Sie die Nutzung leerstehender innerörtlicher Ladenflächen zu diesem Zweck oder eine geförderte Ansiedlung an zentralen Verkehrsknotenpunkten (z.b. in der Nähe von Bahnhöfen). Die Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Kommunen sollten laut Meinung des Landesverbands dafür verantwortlich sein, derartige Flächen zu finden und zweckgemäß aufzubereiten, um diese dann an private Betreiber zu übergeben. Gemeinsam mit einem gleichzeitigen Breitbandausbau soll so der Abwanderung im Saarland insbesondere gen Luxemburg im Zuge verstärkter Arbeitsmigration entgegengewirkt werden.
Kommt das "Recht auf Home Office" noch 2019?: ein Gesetzesantrag und seine Forderungen
Auf Bundesebene bereitet Arbeitsminister Hubertus Heil aktuell ebenfalls ein Gesetz zum Thema Home-Office vor. Dabei holt man sich Unterstützung vom erfahrenen niederländischen Nachbarn. Bereits seit 2016 können Arbeitnehmer hier Home-Office beantragen und bis heute nutzen die Niederländer innerhalb der EU diese Möglichkeit am häufigsten.
Unterstützung erhält die SPD inhaltlich von den Grünen. Ihr Antrag auf einen Gesetzesentwurf zum Thema Home-Office wird nach der parlamentarischen Sommerpause ab dem 9. September beraten werden. Über folgende Kernpunkte werden die Abgeordneten dann nach Vorschlag der Grünen diskutieren:
- Homeoffice und mobiles Arbeiten sollen für die Beschäftigten freiwillig sein und mit einem Rückkehrrecht an den festen Arbeitsplatz verbunden
- Arbeitgeber sollen Heimarbeit aus betrieblichen Gründen ablehnen können
- Homeoffice sollte immer als Ergänzung zum festen Arbeitsplatz stattfinden, damit Beschäftigte weiter in den normalen Arbeitsablauf eingebunden sind und Kontakt zu den Kollegen halten
Noch bis zum Jahresende will die Bundesregierung eine Einigung erzielen. Bis dahin wird die Denkfabrik des Arbeitsministers liefern müssen.
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