Wie gründerfreundlich ist der Koalitionsvertrag?
Der gerade verabschiedete Koalitionsvertrag ist 132 Seiten lang und laut diesem soll Deutschland zum "Gründerland" werden. Neben Fördermaßnahmen für junge Unternehmen sollen Gründer und Unternehmer auch durch deutlich gesenkte Unternehmenssteuern und Sozialabgaben in ihren Wachstumsmöglichkeiten gestärkt werden. Darüber hinaus soll das Erbschaftssteuergesetzes nochmals überarbeitet und somit die Unternehmensnachfolge attraktiver werden.
Wie üblich enthält der Koalititionsvertrag trotz einmonatiger Ausarbeitung noch keine konkreten Maßnahmen, sondern vorerst in allen Bereichen viele allgemeingültige Ziele. Im Gründungsbereich gehören dazu bspw. die Schaffung besserer Rahmenbedingungen für Beteiligungskapital, die Befreiung junger Unternehmen von unnötigen Bürokratielasten, die Unterstützung der Unternehmensnachfolge durch eine Gründerkampagne, die Ausweitung des Angebots der Mikrokredite oder einen höheren Pfändungsschutz für die private Altersvorsorge.
Das Deutschland mit diesen Maßnahmen zum Gründerland wird, ist zu bezweifeln, da keine der Maßnahmen an den Kern des Problems, das fehlende selbstständige Denken und Handeln beim Großteil der deutschen Bevölkerung, herangeht. Hierzu sind Maßnahmen notwendig, welche bereits in der Schul-, Ausbildungs- und Studienzeit unternehmerische Denkweisen und Verständnis fordern und fördern.
Zitat von Winston Churchill: "Manche halten den Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse; andere meinen, er sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken könne; nur wenige sehen in ihm das Pferd, das den Karren zieht."
Und solange es nur Wenige sind, weil das Grundverständnis für Unternehmertum und wirtschaftliche Zusammenhänge fehlt, wird es auch kein Gründerland in Deutschland geben. Hier helfen auch keine mit Steuergeldern finanzierten Förderprogramme, sondern einzig Aufklärungsarbeit. Allerdings wird diese nicht von Beamten oder öffentlichen Institutionen zu leisten sein, welche selbst den unselbstständigen Weg eingeschlagen haben und jetzt für Selbstständigkeit im Land sorgen wollen. Ein Widerspruch in sich, in diesem gut klingenden 132 seitigen "Businessplan".