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Gründerin Jessica Lohmann im Interview

Jessica Lohmann, Marketer, erzählt in unserer aktuellen Gründerstory von ihrer Selbständigkeit als Sprecherin und Texterin. Sie berichtet, wie sie mit den Herausforderungen als Einzelunternehmerin, die im Homeoffice arbeitet, umgeht, welche Stolpersteine sie auf diesem Weg meistern musste und wer sie als Unternehmerin inspiriert. Hier lesen Sie das ganze Interview.

Gründerstory: Gründerin Jessica Lohmann im Interview

Hallo Frau Lohmann, stellen Sie sich und Ihr Unternehmen doch kurz vor!

Mein Name ist Jessica Lohmann und ich bin Sprecherin (en/de), Texterin (en) und Übersetzerin (Deutsch ins Englische). Ich komme aus den USA, ursprünglich aus Long Island, New York, und bin von Beruf Marketerin. Nach der Uni habe ich bei einem Independent Record Label in Atlanta gearbeitet. Im Jahr 1995 bin ich mit meinem deutschen Mann nach Deutschland umgezogen. Nach dem Deutschunterricht bei der Auslandsgesellschaft in Dortmund, habe ich bei einer Werbeagentur und zwei Softwareentwicklungsunternehmen gearbeitet bis ich mich im Jahr 2013 selbstständig gemacht habe.

Wie verdienen Sie Ihr Geld?

  1. Sprachaufnahmen: Meine amerikanische Stimme wird z.B. für Werbespots, Explainer Videos, Imagefilme, Charaktere in Animationsfilmen und Computerspielen, E-Learning Tutorials, Telefonie, etc. genutzt. Ich habe mein eigenes Studio, um die Sprachaufnahmen zu machen, fahre aber auch gerne ins Studio. Ich habe u.a. für Pril, Sidolin, OralB, Philips und Lyoness gesprochen. Meine erste Sprechererfahrung war als DJ des Uni-Radio-Senders, WUSC, damals in den Top 10 der Uni-Sender der USA.
  2. Redaktion: Als englische Texterin schreibe ich hauptsächlich Marketing Materialien: z.B. Mailings, Webseiten, Broschüren, Skripte, Blogbeiträge und kümmere mich um das Social Media Management einiger Kunden. Ich bin für das Content Marketing in englischer Sprache zuständig. Da ich mich auch mit der Website-Entwicklung, SEO und Graphic Design gut auskenne, achte ich aufs Branding und die Positionierung des Kunden und weiß wie die Kunden, Google & Co. die Texte gerne hätten. Ich erstelle anspruchsvolle Grafiken und pflege alles direkt ins CMS (Content Management System - meistens in Wordpress) ein.
  3. Übersetzungen: Seitdem ich deutsch vernünftig gelernt habe - das hat nämlich einige Monaten gedauert - übersetze ich alles mögliche vom Deutschen ins Englische: Marketingmaterialien, Webseiten bis hin zu Skripten.

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?

Es gibt mir die Möglichkeit mein berufliches und privates Leben flexibler steuern zu können. Es bedeutet, dass ich meine eigene Entscheidungen schnell treffen kann, ohne auf eine Freigabe warten zu müssen. Ich werde nicht mehr mit spontanen, aufwendigen Projekten von allen anderen Abteilungen unterbrochen, was als Marketing-Angestellter Alltag ist. Das heißt, dass ich meinen Tag genauer planen kann, als vorher. Es bedeutet aber auch, dass mein Einkommen nicht konstant ist. Ich muss also immer zusehen, dass ich mir Zeit für die Akquise nehme und mein eigenes Marketing effektiv steuere.

Es ist nicht einfach, der eigene Chef zu sein. Aber nach 2 Jahren kann ich definitiv sagen, dass es eine Herausforderung ist, die mich persönlich sehr reizt.

Würden Sie wieder ein Unternehmen alleine gründen?

Auf jeden Fall. Ich bin zwar noch nicht lange selbstständig, aber die letzten 2 Jahren haben mich sehr positiv überrascht.

Was mir aber schon fehlt ist der Kontakt zu anderen Kollegen. Wenn man von zu Hause aus arbeitet, muss man zusehen, dass man rauskommt, an die frische Luft und mit anderen Menschen redet. Ich habe zwar Auswärtstermine im Studio, aber das ist nicht jeden Tag der Fall. Denn ich habe ein Heimstudio, von dem ich auch aufnehmen kann. Das ist also schon etwas anderes, wenn man freiberuflich für sich arbeitet.

Thema Marketing: Wie erreichen Sie Ihre Kunden? Wie gestalten Sie Ihr Marketing?

Ich nutze einen gesunden Marketing-Mix. Ich rufe potenzielle Kunden direkt an. Das dauert zwar Zeit aber es ist effektiv, denn man bleibt mehr in Erinnerung als wenn man nur Mails verschickt. Ich sende aber auch Mailings an meine Newsletter-Abonnenten. Ich bin in Social Media sehr aktiv (FB, Twitter, LinkedIn, G+) und habe sogar Kunden über Twitter gefunden! Nicht weil ich nur Tweets schreibe, sondern, weil ich die potenziellen Kunden direkt und persönlich anspreche.

Das Thema Netzwerken ist sehr wichtig - in jeder Branche. Ich bin also Mitglied in ein paar Sprechervereinen, z.B. VDS (Verband Deutscher Sprecher) und habe ein Profil in verschiedenen kostenlosen Sprecherportalen und Freelancing-Portalen. Darin bewerbe ich mich entweder auf die Projekte, die mich ansprechen oder werde anhand meines Profils zum Casting bzw. Interview eingeladen.

Es geht dabei um Präsenz. Meine Kunden sind international. Wenn ich einen potenziellen Kunden sehe, der mich interessiert, weil die Projekte anspruchsvoll sind, gehe ich direkt auf ihn zu.

Nutzen Sie bestimmte Veranstaltungen, Messen oder Events, wo Sie Ihre Kunden antreffen oder sich zu branchenrelevanten Themen austauschen können? Welche können Sie anderen Unternehmern empfehlen?

Ich bin ein Mitglied im VDS (Verband Deutscher Sprecher). Wir treffen uns in Mainz zur Jahreshauptversammlung, um wichtige Themen zu besprechen. Da ich viele internationale Kunden habe, nutze ich eher die Online Portale/Foren, wie z.B. LinkedIn und Facebook Gruppen, um mich mit Kollegen und Studios bzw. Agenturen auszutauschen.

Wenn Sie einen Tag lang mit einer bekannten Persönlichkeit zusammenarbeiten könnten, wer wäre das und warum?

Marie Forleo - sie inspiriert und motiviert Leute - überwiegend Frauen dazu, ihr Business und Leben so aufzubauen und zu pflegen, dass sie es LIEBEN. Sie berät zu Marketing, Akquise, Vergeben und Vergessen, Personas, Preisstrukturerstellung, Tagesplanerstellung, halt zu allem, was man - oder Frau - im Alltag im Geschäft und/oder privaten Leben denkt. Sie spricht Klartext.

Sie hat eine YouTube-Serie, die heißt. „Q&A Tuesday“, wobei sie jeden Dienstag vor der Kamera eine von ihren Fans gestellte Frage beantwortet. Es geht immer nur um ein Thema. Sie gibt dann realistische und einfache Tipps und ist manchmal auch ein bisschen albern, aber es passt zu ihr und die Videos sind kurz und sehr professionell produziert. Sie hat Interviews mit Thought Leaders wie z.B. Richard Branson und war auch Gast in Oprah's 'Super Soul Sunday' Fernsehserie.

Wo verbringen Sie aktuell den größten Teil Ihrer Arbeitszeit und wie planen Sie zukünftig zu arbeiten? Ist Coworking eine Alternative?

Ich arbeite meistens von zu Hause aus. Ich habe ein Heimstudio, fahre aber auf Kundenwunsch auch gerne ins Tonstudio. Das wird erstmal auch so bleiben, denn ich habe alles hier, was ich für meine Arbeit benötige. Ich arbeite aber auch mit KollegInnen zusammen, wenn entweder verschiedene Stimmen (männlich/weiblich, Akzente) bzw. Sprachen benötigt werden und dann treffen wir uns im Studio.

Ich übersetze auch nur vom Deutschen ins Englische. Ist das Gegenteil der Fall, leite ich die Aufträge einfach an einen Kollegen weiter. Es ist also eine Art von Coworking, aber dass wir zusammen in einem Büro sitzen ist für die Zukunft eher unrealistisch.

Eine letzte Frage zum Schluss: Was würden Sie rückblickend anders machen? Welche drei Empfehlungen können Sie anderen Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Sie müssen sich im Klaren sein, was Sie anbieten, wie Ihre Preisstruktur aussieht und wer Ihre Zielgruppe ist. Erstellen Sie Personas, sprich fiktive Personen, die Ihre Zielgruppe repräsentieren. Recherchieren Sie genau, was Ihre Industrie macht. Treten Sie in FB und LinkedIn-Gruppen ein. Schauen Sie die Webseiten Ihrer Konkurrenz an. Seien Sie individuell und bleiben Sie sich treu. Bieten Sie nur das an, was Ihnen gefällt und nicht nur, weil es Geld bringt, sondern weil es Ihnen Spaß macht und weiterhin motiviert, dran zu bleiben und ein positives Leben daraus zu machen.
  2. Suchen Sie Firmen aus, die die gleiche Mentalität haben, wie Sie. Beispiel: Sie stehen auf Nachhaltigkeit. Wer tut das nicht. Sagen Sie es nicht nur, sondern unterstützen Sie es auch! Sprechen Sie Firmen direkt an, die ihre Mitarbeiter motivieren und fair behandeln, Programme für Bedürftige und die Umwelt praktizieren, etc. Sie werden dadurch noch motivierter sein, Ihren Kunde durch Ihre Produkte/Dienstleistungen erfolgreicher zu machen. Nicht nur dass, es gibt Ihnen ein super gutes Gefühl, dass Sie etwas bewirkt haben und Sie werden am Ende jeden Tages verdammt stolz auf sich sein!
  3. Geben Sie Alles! Nein, besser gesagt: geben Sie mehr als Alles! Das Beste was Ihnen passieren kann ist eine Weiterempfehlung von einem tollen Kunden. Neulich haben zwei Kunden zu mir gesagt: „Mein Geschäftspartner möchte auch mit Ihnen arbeiten, aber eigentlich möchte ich das nicht, weil ich Sie ganz alleine für mich haben möchte.“ Aber sie tun es trotzdem, weil sie meine Arbeit schätzen. Daran sollten Sie arbeiten!

Vielen Dank für das nette Interview, Frau Lohmann.

Hier gelangen Sie zum Unternehmensprofil von Jessica Lohmann

So erreichen Sie Jessica Lohmann

www.jessicavoiceover.com

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Über den Autor
Janine Friebel

Janine Friebel

Janine Friebel wurde 1983 geboren und studierte in Magdeburg Internationales Management. Als Key Account Managerin einer Leipziger Online Marketing Agentur hat sie über mehrere Jahre zahlreiche Kunden im Online Marketing betreut und beraten. Jetzt verantwortet sie das Marketing für die Zandura GmbH und kümmert sich um die Vermarktung der Inhalte auf unternehmenswelt.de.