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Crowdfunding für die Forschung: Rückschlag für die Plattform Inject-Power

Crowdfunding ist eine Erfolgsgeschichte. Und mit dem Erfolg wächst die Zahl der Anwendungsbereiche. Auch die Wissenschaft setzt angesichts des schwierigen Kampfes um Drittmittel auf diese alternative Finanzierungsmethode. Dass Crowdfunding nicht automatisch ein Erfolgsmodell sein muss, zeigt der Fall der österreichischen Plattform Inject Power. Nach mehr als einem Jahr kamen gerade einmal etwas mehr als 3.000 Euro zusammen.

Crowdfunding wird mittlerweile in vielen Zusammenhängen als Alternative zu traditionellen Finanzierungsmethoden eingesetzt, so auch in der Forschung. Hier gibt es zum Beispiel in der Pharmazie in den USA durchaus ermutigende Ansätze. Wie nachhaltig das Finanzierungskonzept in der Forschung jedoch tatsächlich ist, ist derzeit noch offen. Das österreichische Portal Inject Power jedenfalls musste bislang negative Erfahrungen machen.

Inject-Power war im September 2013 an den Start gegangen und war damit Österreichs erstes Crowdfunding-Portal, das sich auf das Einsammeln von Forschungsgeldern spezialisierte. Ziel war private Unterstützer in die Finanzierung von Grundlagenforschung einzubinden. Als Modell wählte man das reward-based Crowdfunding, bei dem die Unterstützer bei erfolgreich verlaufender Kampagne eine von den Initiatoren vorher definierte Gegenleistung erhalten.

Dabei konnten nur solche Projekte auf der Plattform um Kapital werben, die mit einem institutionellen Partner wie dem Naturhistorischen Museum Wien zusammenarbeiten und die Förderfähigkeit bescheinigt bekommen. Nach mehr als einem Jahr zeigt sich nun, das dieses Modell für potentielle Unterstützer nicht gerade attraktiv ist. Bisher gelang es für zehn laufende Projekte gerade einmal 3.234 Euro (Stand 20.11.2014) einzusammeln. Dabei entfallen zwei Drittel der Summe auf ein einzelnes Projekt, das sich der Erforschung einer römischen Ausgrabung in Italien widmet.

Der Initiator der Plattform gibt gegenüber der österreichischen Zeitung Standard als Hauptgrund für den Mißerfolg, die mangelnde Bereitschaft der Projektinitiatoren an, auf der Plattform regelmäßig über den aktuellen Stand der Fortschritte zu informieren. Für die Nutzer ergebe das den Eindruck "toter Projekte". Als weiterer Punkt, den es zu überdenken gilt, wird die Bindung der Projekte an Partnerinstitutionen genannt. Eine Änderung könne hier mehr Dynamik bringen. Allerdings war durch die institutionelle Anbindung auch der Anreiz der steuerlichen Absetzbarkeit der Summe gegeben, mit der Unterstützer die Projekte auf Inject Power finanzieren können.

Dass es Forschungsprojekte auch unabhängig von konzeptionellen Schwächen der Plattform schwer haben, über Crowdfunding Kapital zu sammeln, kann jedoch auch andere Gründe haben. Dies zeigt das Beispiel des deutschen Anbieters Sciencestarter. Sciencestarter wird vom Ministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert. Wie auch bei Inject Power betreiben die Projekte hier reward based Crowdfunding. Erfolg haben dort bisher vor allem Projekte, deren Nutzen auch für Laien verständlich ist. Wer zum Beispiel eine Kampagne zur Rettung von Tieren finanzieren möchte hat gute Erfolgschancen. Komplexeren oder abstrakten Forschungsgegenständen mangelt es oft an der nötigen Attraktivität.

In den USA konnten durch equity based Crowdfunding finanzierte Spin Offs aus der Forschung große Erfolge erzielen. Ein solches Modell für Startups, die aus dem Wissenschaftsbetrieb entstehen wäre also eine Option, jedoch ergibt sich hier das Problem, dass längst nicht jedes Forschungsprojekt in ein marktfähiges Produkt mündet. Es muss sich also in der Zukunft zeigen, ob es in der Zukunft möglich ist, einen Weg der Vermittlung zu finden, der Crowdfunding langfristig zu einer sinnvollen Alternativoption zur Drittmittelfinanzierung machen könnte.

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Stephan Leistner