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Gamsalm Ehrwald Gründerin Sabine Nagel im Interview

Sabine Nagel, Pächterin der Gamsalm Ehrwald, erzählt wie sie in der Gastronomie aufwuchs, durch eine göttliche Fügung Pächterin der Gamsalm Ehrwald wurde und was eine Vollblut-Gastronomin ausmacht. Welche Rolle dabei ein perfekt aufeinander abgestimmtes Team spielt und warum ein Unternehmer alle Positionen seines Unternehmens einmal besetzt haben sollte, erklärt sie in unserer aktuellen Unternehmerstory.

Gamsalm Ehrwald Gründerin Sabine Nagel im Interview

Hallo Frau Nagel, stellen Sie sich und die Gamsalm Ehrwald doch kurz vor!

Ich bin in der Gastronomie groß geworden, von Kindesbeinen an war ich überall dort, wo Not am Mann war, im Einsatz. Als die Zeit der Berufswahl kam, hat mich meine Familie davon überzeugt, dass eine Ausbildung kaufmännischer, betriebswirtschaftlicher Natur „lohnender“, „gesünder“ und „sicherer“ ist, weswegen ich eine klassische kaufmännische Ausbildung absolviert habe. Im Verlauf meiner 20-jährigen Berufstätigkeit habe ich diverse Stationen durchlaufen, bin aber der Gastronomie immer „nebenbei“ treu geblieben, weil diese mein Traum ist.

Sofern man an eine göttliche Fügung glaubt, stand ich im Winter 2012 vor meinem Traum - der GAMSALM in Ehrwald, mit der Chance diese als Pächterin zu übernehmen. Die Gamsalm ist eine südseitig ausgerichtete Alm, wunderschön gelegen mit einem Speichersee – statt einem Haus am Meer ist mein Traum eine Alm am Speichersee.

Das klingt wunderschön, Frau Nagel. Was erwartet die Besucher der Gamsalm Ehrwald? Was ist das Besondere?

…die Lage und WIR – wir lieben was wir tun: Mein Glück? Ein Team, das in die gleiche Richtung schaut und geht wie ich. Die Gamsalm liegt nicht nur auf der Sonnenseite des Lebens. Sie ist die Sonnenseite des Lebens. Ob Groß oder Klein, Sportler oder Genießer, Mann, Frau oder Kind – bei uns findet jeder sein Stück vom Glück. Denn hier ist das Beste an einem Ort vereint. Erreichbarkeit deluxe, Aussicht 100 Prozent und Gastlichkeit durch-und-durch. Kurz gesagt: Für uns ist Dienstleistung mehr, als Stühle in die Sonne zu stellen.

Das Ziel? Freier Kopf und baumelnde Seele. Bis ins Tal und in den Alltag hinein. Für Wanderer, Biker, Tourengeher, Skifahrer, Rodler, Familien und alle, die wir mit ehrlicher Begeisterung bewirten dürfen. Im Sommer inmitten saftiger Bergwiesen, im Winter an der Piste des Skigebietes der Wettersteinbahnen in Ehrwald.

Und sonst? Locken unsere regionale Küche mit einem Hauch Italien, die gemütliche Tiroler Gaststube und viele Sonnenliegen ringsherum. Die Kinder?: Robin Hood oder Ronja Räubertochter? Jeder wie er mag. Diese Prämisse gilt auch für die Großen. Darum machen wir regelmäßig „was los“. Der Boden bebt, das Herz tanzt – mal rockig, mal jazzig, mal ganz traditionell. Mia g’frein uns über und auf jeden Gast, das macht uns besonders.

Welche Fähigkeiten und Kenntnisse konnten Sie in die Gründung einbringen? Und in welchen Bereichen gab es noch Nachholbedarf?

Ich bin ein sehr strukturierter Mensch, diese Fähigkeit hilft als Gastronom sehr. Und auch die „anständige“ Ausbildung in punkto Betriebswirtschaft ist von großem Vorteil. Es macht Spaß seine eigene BWA lesen und verstehen zu können.

Meine letzte „anständige“ Tätigkeit war eine große MICE Agentur. Die Erfahrungen, die ich bei Europe Convention machen durfte, halfen mir in der Anfangsphase der Gamsalm enorm.

Auch die Seite gewechselt zu haben, wenn ein Veranstalter mal viele Wünsche hat, half, da ich in meiner „MICE Zeit“ sehr oft mit Gastronomen verhandelt habe und um Erfüllung aller Kundenwünsche gebeten habe. Nicht immer wurde alles erfüllt, was man wollte und mehr als einmal fehlte mir das Verständnis dafür. Auf der Gamsalm versuchen wir alle Wünsche zu erfüllen, wenn die Gamsalm z. B. im Zuge einer Veranstaltung ihr eigenes CI für einen Tag aufgeben muss, weil das CI des Veranstalters gerne neongelbe Vorhänge hätte (als extremes Beispiel) dann hängen wir unsere Vorhänge ab und für diesen Tag die des Veranstalters auf. So wie ein guter Vorgesetzter meines Erachtens alle Stationen im Betrieb mindestens einmal selbst besetzt haben sollte, so hilfreich ist es, die Sicht des Veranstalters zu kennen. Fazit: Vom MICE Projektleiter zum Gastronom zu wechseln bringt unglaublich viele Fähigkeiten und Kenntnisse mit sich. Küche, Bar und Service sind Dinge, die ich nie als Arbeit betrachtet habe. Ich mache das einfach gern.

Nachholbedarf hatte und habe ich noch immer in der Rolle der Führungskraft. Oftmals ist es nicht gut sich selbst immer als Kollege zu betrachten. Manchmal geht das „Chef sein“ ein bisschen ab. Aber lieber ein netter Kollege als ein extremer Chef denke ich mir - und ich bin lernbereit. Mit Herz und Verstand bekomme ich das in den nächsten 20 Jahren Gamsalm aber sicher noch hin.

Was ist die größte Herausforderung der sich Einzelunternehmer stellen müssen?

Die größte Herausforderung, der man sich stellen muss ist es „das Ding an den Start zu bringen“. Im Bereich „Ausflugsgaststätte“ muss man bekannt werden, jeden Tag mit Dienstleistung 1. Klasse seine Gäste überzeugen. Die gelebte Begeisterung muss zum Gast überspringen. Eine Ausflugsgaststätte ist wetterabhängig: wenn es regnet kommt keiner, wenn es 30 Grad sind kommt auch keiner. Anstelle eines Businessplans braucht man einen „Schlechtwetterplan“ bzw. einen „Badesommerplan“. Wie viele Veranstaltungen (Hochzeiten, Firmenevents, Geburtstage) verträgt die Gamsalm, wie viele Gäste stemmt die kleine Küche.

Täglich mit Engagement rangehen, das Büro nicht vernachlässigen und trotzdem immer sichtbar für den Gast - Führen mit Vorbildfunktion für Gäste wie für Mitarbeiter.

Würden Sie wieder ein Unternehmen alleine gründen?

Ja, sofern es sich um eine Berghütte, eine Ausflugsgaststätte, ein Almdorf oder ähnliches handelt. Das Unternehmen muss in der Natur sein, dann bin ich sofort wieder dabei.

Als Gründerin eines Unternehmens gehören Sie zu einer Minderheit. Nur etwa jedes zehnte Unternehmen wird von einer Frau gegründet. Was halten Sie für die Gründe und warum haben Sie sich dazu entschieden?

Was die Gründe dafür sind, dass nur jedes 10. Unternehmen von einer Frau gegründet wird mag ich nicht beurteilen. Ich denke wir leben in einer Zeit in der sowohl Männer als auch Frauen Unternehmen führen und dies auch tun. Wenn man hinter die Kulissen der Unternehmen schaut, ist es oftmals auf den Mann eingetragen und die Frau arbeitet mit. Somit würde sich die Zahl der Gründerfrauen erheblich erhöhen wenn die mitarbeitenden Unternehmerfrauen auch aufgelistet wären.

Ich habe mich dazu entschieden die Gamsalm als Unternehmen zu führen, weil es schon immer mein Traum war – keine Emanzipationsgründe oder „ich zeige es den Männern“ Gründe standen dafür – lediglich der Wunsch aus tiefstem Herzen meinem Kindertraum eine Möglichkeit zu geben.

Wie machen Sie auf die Gamsalm Ehrwald aufmerksam? Welche Marketingmethode spielt für Sie die größte Rolle?

In der Anfangsphase der Gamsalm habe ich extrem viel Werbung gemacht, mit allen Möglichkeiten die mir zur Verfügung standen: Buswerbung auf öffentlichen Bussen und Plakatwerbung in den nächsten größeren Orten (Naherholer), Zeitungsanzeigen, Facebook, selbst ausgefahrene Plakate an alle umliegenden Hotels im Umkreis von 20 km. Hintergrund ist, dass ich eine Alm übernommen habe, die im Frühjahr, Herbst und im Sommer gar nicht bekannt war. Lediglich die Funktion als Skihütte war gegeben, da die Gamsalm mitten im Skigebiet der Wettersteinbahnen Ehrwald liegt.

Mittlerweile beschränke ich die Werbung auf wenige aber dafür gute Anzeigen in Magazinen (Servus und Homme z.B.), sehr viel Facebook und unser größter Werbefaktor: wir lieben Dienstleistung. Werbung am Gast der bereits auf der Gamsalm ist. Wir wollen, dass diese Gäste wiederkommen und es allen Bekannten und Freunden erzählen. Dazu müssen wir kein Geld in die Hand nehmen sondern „nur“ sehr gut und dienstleistungsbereit sein.

Wen würden Sie gern als Werbefigur/Testimonial gewinnen können? Wer würde Ihr Unternehmen optimal verkörpern und warum?

Ich halte nicht viel von Werbefiguren, die man an sich bindet und damit das Produkt an die Person. Was ich für sinnvoll erachte ist einen Partner aus der Industrie zu haben der wirklich zu einem passt. Wir haben MINI/BMW als Partner, stehen hinter dem Produkt, werden sehr oft auf die Kooperation angesprochen und transportieren BMW/MINI authentisch und ehrlich an unsere Gäste - das ganze ohne aufdringlich dabei zu sein – dezent, mit Stil und wirkungsvoll.

Wenn mir ein Testimonial Wunsch erfüllt wird, dann nehme ich eine bekannte Person aus dem Wintersport der/die auf der Gamsalm feiert. Wenn dies gelingt und alle Medien darüber berichten, dann hat die Gamsalm mehr erreicht als mit normaler Werbung erreicht werden kann.

Die Gamsalm Ehrwald, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Die Traumantwort wäre: Wir bauen links von der Gamsalm runter zum See ein kleines Fassdorf, verknüpft mit einem schönen Waldwegnetz und zentral in der Mitte ein Badehaus in gehobenem Niveau – sozusagen ALMcamping mit Herz! Damit könnten wir Übernachtungen anbieten und wären damit für Veranstaltungen noch interessanter. Damit könnten wir Hochzeiten mit 80 Personen abdecken und wir müssten die Leute nicht rauf und runter shutteln – ich denke das macht die Gamsalm als Tagungsort / Feieralm / Urlaubsziel mehr als interessant.

Ansonsten geht der Weg in folgende Richtung:

Erweitern der Gamsalm auf 100 geräumige Sitzplätze innen und erweitern der Küche um diese Größe.

Wir halten unser Niveau, arbeiten an allen Fehlern, die uns an uns selbst auffallen und entwickeln uns stetig weiter. Im täglichen Gamsalm Leben kommen einem einige Ideen und versuche immer die „Spinnereien“ von den „Kreativen“ zu trennen und das Beste daraus umzusetzen. Im Idealfall mit so viel Tagesgeschäft, dass das Kapital für die Umsetzung da ist. Einer meiner Ex-Chefs hat mir immer gesagt, dass das Geld das aus der Firma kommt, auch wieder in die Firma zurücklaufen muss – daran versuche ich mich zu halten.

Mich sehe ich in 5 Jahren noch immer mit Begeisterung die Gamsalm betreiben, weil ich mir keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen kann.

Eine letzte Frage zum Schluss: Was sind die 3 wichtigsten Tipps, die Sie anderen Unternehmern mit auf den Weg geben möchten? Wie führt man erfolgreich ein Unternehmen?

(lacht) …was bedeutet denn ein Unternehmen erfolgreich zu führen? Mit Begeisterung jeden Tag in die Arbeit/das Unternehmen gehen? Oder bedeutet es eine positive BWA zu haben? Von der positiven BWA bin ich noch ein bisschen entfernt, mit Begeisterung gehe ich jeden Tag hin. Am Ende möchte ich auch eine positive BWA haben, aber wenn man immer wieder investiert? Neue Ideen umsetzt? Am Ende bleiben von mir aus betrachtet folgende 3 Tipps:

  1. Mit Herz und Verstand bei der Sache sein.
  2. Bodenständige Weiterentwicklung ohne Höhenflüge (weil Hochmut vor dem Fall kommt).
  3. Lieben was man tut und es nicht nur wegen dem Verdienst machen

Vielen Dank für das Interview, Frau Nagel.

Hier gelangen Sie zum Unternehmensprofil der Gamsalm Ehrwald

So erreichen Sie die Gamsalm Ehrwald

www.gamsalm-ehrwald.at

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Über den Autor
Janine Friebel

Janine Friebel

Janine Friebel wurde 1983 geboren und studierte in Magdeburg Internationales Management. Als Key Account Managerin einer Leipziger Online Marketing Agentur hat sie über mehrere Jahre zahlreiche Kunden im Online Marketing betreut und beraten. Jetzt verantwortet sie das Marketing für die Zandura GmbH und kümmert sich um die Vermarktung der Inhalte auf unternehmenswelt.de.