· Unternehmerstories

Merkle & Partner Gründer Stefan Merkle im Interview

Stefan Merkle, Gründer von Merkle & Partner berichtet in seiner Unternehmerstory von der beeindruckenden Entwicklung seines Unternehmens. Gestartet als „One-Man Show“ auf 13 m² ist Merkle & Partner heute ein Unternehmen mit etwa 50 Mitarbeitern, verteilt auf 4 Standorte. Uns erzählt er von seinem Weg dorthin und was es für ihn bedeutet Unternehmer zu sein.

Merkle & Partner Gründer Stefan Merkle im Interview

Hallo Herr Merkle, stellen Sie sich und Ihr Unternehmen Merkle & Partner doch kurz vor!

Ich habe die Firma Merkle & Partner nach Beendigung meines Studiums der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart als „One Man Show“ in einem kleinen Büro in einem Lager auf 13 m² gegründet. Es war damals eines der ersten Unternehmen überhaupt, das sich mit dem Thema „Computer Aided Engineering“ beschäftigt und Berechnungen als Dienstleistungen angeboten hat. Während meines Studiums habe ich noch kleine Berechnungsmodelle mit Lochkarten programmiert. Mein erster Computer war eine gebrauchte VAX VS3100 für etwa 150.000 DM. Heute bietet die Firma Merkle & Partner mit etwa 50 Mitarbeitern auf 4 Standorte verteilt Berechnungsdienstleistungen im Bereich der Strukturmechanik und der Strömungsmechanik für Industriekunden als Dienstleistung an. Im Vergleich zur Stunde 0 hat sich unsere Rechnerleistung etwa um den Faktor 10 Mio. erhöht. Unsere Kunden kommen zum Beispiel aus dem Bereich Automobil (Audi, Daimler, VW, Porsche), Luftfahrt (Airbus, Lufthansa), Pumpen (Andritz, KSB, Sulzer) und vielen anderen Bereichen der Industrie. Wir sind ein zuverlässiger Partner, wenn es um Methodenentwicklung, ingenieurswissenschaftliche Berechnungen, Schadensanalysen, Bauteiloptimierung oder einfach dem rechnerischen Nachweis, dass Bauteile das tun, was sie sollen, geht.

Eine beeindruckende Entwicklung. Was ist das Besondere an Ihrem Unternehmen und was unterscheidet Sie von anderen Wettbewerbern?

Unser Slogan ist: Wir fangen da an, wo die Anderen aufhören. Was mich schon immer interessiert hat, sind vielschichtige, anspruchsvolle Aufgaben. Dies ist auch die Gemeinsamkeit, die meine Mitarbeiter auszeichnet: sie lieben die Abwechslung und gehen an die Grenzen des aktuell Simulierbaren. Unsere Wettbewerber konzentrieren sich dagegen mehr auf wiederkehrende Standardaufgaben. Wir konzentrieren uns auf komplexe Themen und finden Lösungen auch außerhalb der Komfortzone. Die Kunst dabei ist, mit der Komplexität unter hohem Zeitdruck umzugehen. Dem stellen wir uns, auch wenn es manchmal ganz schön stressig ist.

Ein aktuelles Beispiel ist die Schadensanalyse bei einem Abgaskamin einer Gasturbine, der bei ganz bestimmten Betriebszuständen hohe Vibrationen zeigt. Die Ursache für die Schwingungen können aus der Strömung kommen, es können Eigenfrequenzen durch die Gasturbine erregt werden, es können grundlegende Konstruktionsfehler vorliegen. Wir finden die Ursache heraus, beziehen Stellung und geben klare Empfehlungen, wie Reparaturmaßnahmen auszusehen haben.

Unser Vorteil ist dabei, dass wir im Bereich Struktur und Strömung gleichermaßen stark aufgestellt sind. Wir machen keine Arbeitnehmerüberlassung und halten dadurch das Know-How unserer Mitarbeiter im Hause. Dadurch ist auch die Mitarbeiterfluktuation sehr gering und es ist eine enge Bindung an die Firma vorhanden.

Welche Fähigkeiten und Kenntnisse konnten Sie in Ihr Unternehmen einbringen? Und in welchen Bereichen gab es noch Nachholbedarf?

Ich habe mich direkt nach dem Studium in die Selbständigkeit begeben, daher konnte ich hier nur Kenntnisse einbringen, die ich mir bei Ferienarbeiten in verschiedenen Firmen angeeignet habe. Von der technischen Seite hatte ich vom Studium eher das Rüstzeug, ein Berechnungsprogramm zu schreiben, als komplexe, kommerzielle Programme anzuwenden. Was mir komplett gefehlt hat, war zudem der ganze betriebswirtschaftliche Hintergrund und das Thema Vertrieb. Somit gab es mehr Bereiche mit Nachholbedarf, als Bereiche die über meine Erfahrungen und mein Studium abgedeckt waren. Was mir aber meine Studienzeit gegeben hat, war, mich in beliebige Themen selbständig und effizient einzuarbeiten.

Wie haben Sie diese Bereiche abgedeckt? Haben Sie externe Dienstleistungen oder Beratungsleistungen, wie ein Gründercoaching oder ein Existenzgründerseminar in Anspruch genommen?

Ich habe die ersten 5 Jahre im Heidenheimer Technologiezentrum verbracht, was zumindest den Vorteil hatte, mit anderen Gründerfirmen gemeinsame Themen ansprechen zu können. Ein Gründercoaching oder ein Existenzgründerseminar habe ich nicht in Anspruch genommen. Ich kann mich auch nicht entsinnen, mich mit diesem Thema damals auseinandergesetzt zu haben. Ich habe allerdings viel an Fachliteratur gelesen und viele Schulungen besucht. Mit dem Thema Vertrieb habe ich mich bereits vor der eigentlichen Gründung auseinander gesetzt. Ich habe mir damals die Frage gestellt, was ich am wenigsten gerne verkaufen würde und das waren Staubsauger und Versicherungen. Also habe ich ein paar Monate bei einer Versicherungsgesellschaft gearbeitet und mir zum Ziel gesetzt, Monatsbester der Firma zu sein. Nachdem ich dieses Ziel nach 3 Monaten erreicht habe, war es das dann. Der Inhaber konnte damals nicht verstehen, dass ich schlagartig aufgehört und damit auch auf meine letzten Provisionen verzichtet habe.

Was bedeutet es Ihnen Ihr eigener Chef zu sein? Gibt es eine bestimmte Philosophie nach der Sie als Unternehmer handeln?

Für mich ist es sehr wichtig, mein eigener Chef zu sein. So habe ich Niemanden, dem ich die Schuld geben kann, wenn ich nicht erfolgreich bin. Ich handle nach der Devise: Was ich erträumen kann, kann ich auch erreichen. Unternehmer sein bedeutet für mich, auch kalkulierbare Risiken einzugehen, neue Wege zu gehen und neue Gedanken zu denken. Im Mittelpunkt meiner Entscheidungen steht immer der Kunde. Was kann ich tun, damit wir unseren Kunden Lösungen anbieten können, die sie von niemand anderem bekommen.

Welcher Moment hat Sie als Unternehmer bzw. Ihr Unternehmen nachhaltig am meisten beeinflusst?

Es sind wohl die Momente, wenn ich Niederlagen hinnehmen musste, z.B. wenn ich „unverzichtbare“ Mitarbeiter verloren habe, „treue“ Kunden verloren habe oder nicht wusste, wie ich den nächsten Monat die Gehälter zahlen soll. Ich glaube jeder Unternehmer hat solche Situationen zu meistern. Meistens erkennt man jedoch im Nachhinein, dass durch kritische Situationen neue Chancen entstehen und man gestärkt daraus hervorgeht.

Wichtig ist, dass ich dabei meine Ziele niemals aus den Augen verliere. Ich sehe das Leben als Spiel, das man selbst spielen kann oder in dem die Spielzüge von anderen Spielern vorgegeben werden. Als Unternehmer ziehe ich es vor, lieber selbst zu spielen.

Eine schöne Sichtweise, Herr Merkle. Damit sprechen Sie sicherlich vielen Unternehmern aus dem Herzen. Merkle & Partner, wo geht der Weg hin? Was sind die nächsten Schritte für das kommende Jahr?

Merkle & Partner wird sich verstärkt auf Bereiche und Nischen konzentrieren, in denen unser spezielles Know-How einzigartig und daher besonders gefragt ist. Unsere Projektumfänge werden immer größer und komplexer, daher wird auch die Zusammenarbeit mit unseren Netzwerkpartnern intensiver werden, damit wir gemeinsam den bestmöglichen Kundennutzen bieten können.

Folgende Bereiche werden wir weiter ausbauen: Komplexe thermomechanische Berechnungen, Mehrphasenströmungen, gekoppelte Aufgaben im Bereich Struktur und Strömung, Schadensanalysen, Getriebesimulationen, nichtlineare Berechnung von Kunststoffen. Zurückziehen werden wir uns dagegen aus einfachen Simulationen bzw. Themengebieten, die zwischenzeitlich von Wettbewerbern stark besetzt sind.

Unsere Kundenumfragen zeigen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind und dass sie überrascht sind, was alles über Simulationen machbar ist. Wir werden sie weiter überraschen.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister, Sigmar Gabriel. Was würden Sie sich für Deutschland als Unternehmensstandort wünschen?

Weniger Reglementierung und Bürokratismus, kein Subventionierungswahn von nicht marktfähigen Technologien, eine durchdachte und realisierbare Energiepolitik, sachgerechte Entscheidungen und weniger Populismus. Schließlich sollten die Naturgesetzte und die Physik die Politik bestimmen, nicht umgekehrt….

Rückblickend: Was sind die 3 wichtigsten Tipps, die Sie anderen Unternehmern und Gründern mit auf den Weg geben möchten? Wie führt man erfolgreich ein Unternehmen?

  1. Versuchen Sie, anders zu sein, nicht besser. Dass Sie in Ihrem Fachbereich gut sein müssen, setzen Ihre Kunden voraus. Sie müssen aber auffallen. Überraschen Sie Ihre Kunden.
  2. Seien Sie gerecht. Mitarbeiter erwarten, dass alle gleich behandelt werden und niemand bevorzugt wird.
  3. Seien Sie Ihr eigener Ratgeber, entscheiden Sie selbst und kraftvoll. Hören Sie auf Ihren Bauch. Es gibt keine absolut richtigen oder falschen Entscheidungen. Schlimm ist nur, wenn Sie keine Entscheidungen treffen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Merkle.

Hier gelangen Sie zum Unternehmensprofil von Merkle & Partner

So erreichen Sie Merkle & Partner

www.merkle-partner.de

Die Unternehmerstories auf unternehmenswelt.de berichten regelmäßig über unternehmerische Erfahrungen. Voraussetzung für einen Bericht über ein Gründungsvorhaben ist die kostenfreie Mitgliedschaft auf unternehmenswelt.de, dem Business-Netzwerk für Gründer und junge Unternehmen und die Bereitschaft, gemachte Erfahrungen mit anderen Unternehmern zu teilen. Sie haben Interesse, dass auch Ihre Unternehmerstory veröffentlicht wird? Dann senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff "Unternehmerstory" an service@unternehmenswelt.de. Wir melden uns anschließend bei Ihnen!

Über den Autor
Janine Friebel

Janine Friebel

Janine Friebel wurde 1983 geboren und studierte in Magdeburg Internationales Management. Als Key Account Managerin einer Leipziger Online Marketing Agentur hat sie über mehrere Jahre zahlreiche Kunden im Online Marketing betreut und beraten. Jetzt verantwortet sie das Marketing für die Zandura GmbH und kümmert sich um die Vermarktung der Inhalte auf unternehmenswelt.de.