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Crowdfunding und das Risiko: Kickstarter ändert seine Nutzungsbedingungen.

Eines der Risiken beim Crowdfunding ist, dass es den Initiatoren nach erfolgreicher Kampagne manchmal nicht gelingt das Produkt wie geplant fertig zu stellen. Ein anderes, dass die Gegenleistung nicht den Versprechungen der Kampagne entspricht. Das Ergebnis: unzufriedene Unterstützer. Kickstarter will nun seine Nutzer besser aufklären und die Initiatoren stärker in die Pflicht nehmen.

Crowdfunding bietet Gründern und jungen Unternehmern viele Möglichkeiten, wenn es darum geht Geschäftsideen zu realisieren. Doch bei der Finanzierung über die Crowd kommt es auch immer wieder zu Schwierigkeiten. So häufen sich Berichte von unzufriedenen Unterstützern, die ihr Geld zurück verlangen. Die Crowdfunding-Plattform Kickstarter hat deshalb eine Änderung ihrer Regeln vorgenommen.

Die Gründe, warum nach erfolgreich abgeschlossenen Crowdfunding-Kampagnen Schwierigkeiten auftreten, sind vielfältig. Dabei muss man nicht immer von Anfang an böswillige Absicht unterstellen. So kann sich die Fertigstellung des versprochenen Produkts durch unvorhersehbare technische Probleme verzögern; es kann sich aber auch herausstellen, dass die Planung oder Durchführung schlecht war und das Unternehmen falsch kalkuliert hatte. Eine andere Möglichkeit ist, dass das fertige Produkt nicht dem entspricht, was in der Beschreibung der Kampagne versprochen wurde.

Ein Beispiel ist das Computerspiel Clang. Es hatte auf Kickstarter eine Finanzierung über 530.000 US-Dollar eingespielt. Zwei Jahre später wird die Entwicklung von Clang nun eingestellt. Eine neuartige Steuerung für Spielkonsolen sollte entwickelt werden, doch obwohl das Crowdfunding erfolgreich war, genügte es nicht, um das Projekt fertig zu stellen, da Investitionen von Seiten der Videospielindustrie ausblieben.

Zuletzt hatte es auch beim Crowdfunding von Bonaverde Probleme gegeben, ein Unternehmen, das für eine Kaffeemaschine, die sowohl rösten als auch brühen kann, mehrere erfolgreiche Kampagnen auf Kickstarter, Indiegogo und Seedmatch durchgeführt hatte. Während der Fertigung der Maschine hatte sich herausgestellt, dass der geplante Entwurf technisch nicht umsetzbar ist, weshalb sich die Auslieferung verzögerte und das Design des Geräts stark verändert wurde. Einige Unterstützer verlangen nun ihr Geld zurück.

Kickstarter hat nun als Reaktion auf diese Schwierigkeiten seine Nutzungsregeln an solche Fälle angepasst und weisst die Unterstützer stärker als bisher darauf hin, dass die Verantwortung für das Produkt bei den Projektmachern liegt. Dazu werden die Nutzungsregeln für die Unterstützer besser sichtbar präsentiert.

Ausdrücklich wird nun darauf aufmerksam gemacht, dass man auf der Plattform bei Unterstützung eines Projekts nicht für ein fertiges Produkt bezahlt. Kapital zur Finanzierung, dass Unterstützer für die Produktentwicklung zur Verfügung stellen, kann auch verloren gehen. Darüber hinaus gibt es schon länger Regeln für die Projekte, die sich auf Kickstarter präsentieren wollen. So dürfen Entwürfe nicht fotorealistisch dargestellt werden, um den Eindruck eines bereits fertigen Produkts zu vermeiden.

Ebenso werden Initiatoren eines Crowdfundings auf Kickstarter darauf aufmerksam gemacht, dass sie jeden zumutbaren Aufwand betreiben müssen, um erfolgreich finanzierte Projekte gemäß ihren Versprechen abzuschließen und den Unterstützern die Belohnungen zuzustellen. Darüber hinaus müssen die Iniatoren von Crowdfundingkampagen selbst auf Risiken hinweisen.

Nun ist klar, dass es bei der Entwicklung eines Produktes immer Schwierigkeiten auftreten können. Wer ein unfertiges Projekt in der Planungsphase unterstützt sollte sich dessen bewusst sein und das erfolgreich finanzierte Projekte scheitern, wird nie ganz auszuchließen sein.

Problematisch ist jedoch, neben dem entstandenen Schaden für die enttäuschten Unterstützer und dem Imageschaden für die Plattformen, dass grundsätzliche Zweifel am Crowdfunding-Prinzip aufkommen könnten. Denn einerseits dürften derlei Probleme unweigerlich Rufe nach stärkerer staatlicher Regulation laut werden lassen, zum anderen dürften auch potentielle Unterstützer abgeschreckt werden.

Kritiker fordern deshalb, den Unterstützern von Kampagnen mehr Möglichkeiten der Kommentierung und Bewertung einzuräumen. Ins Spiel gebracht werden auch Fragen zur unternehmerischen Erfahrung der Initiatoren, die für die Unterstützer transparent sind. Eine bessere Handhabung des Problem wäre im Interesse der gesamten Szene.

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Stephan Leistner